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„Präsenz weiter ausbauen“

VDW-Geschäftsführer Dr. Schäfer sieht die Branche weiter im Aufwind
„Präsenz weiter ausbauen“

Der Aufschwung in der der Werkzeugmaschinenindustrie ist noch lange nicht zu Ende, betont Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), im Exklusiv-Interview.

Das Jahr 2008 wurde als das fünfte Wachstumsjahr in Folge für die Werkzeugmaschinenbranche angekündigt. Kommt jetzt der Konjunktureinbruch?

Nein, von einem Konjunktureinbruch würde ich nicht sprechen, allenfalls von einer Verlangsamung der Dynamik. Nach dem Rekordwachstum von durchschnittlich 10 Prozent über fünf Jahre hinweg war dies für eine zyklische Branche wie den Werkzeugmaschinenbau zu erwarten. Die Aufträge haben im ersten Halbjahr dennoch auf hohem Niveau um weitere 14 Prozent zugelegt. Allerdings können sich nun auch externe Einflüsse wie die Finanzmarktkrise, der starke Euro und die Verteuerung der Energie- und Rohstoffpreise jenseits der Zyklik dämpfend auf die Bestellungen auswirken.
Wie gut wären die Betriebe auf eine weltweite Flaute vorbereitet?
Derzeit sind die Auftragsbücher noch voll. Damit sind die Unternehmen auch bei niedrigeren Auftragszuwächsen bis ins kommende Jahr hinein sehr gut beschäftigt. Dennoch bleibt es eine ständige Herausforderung, mit dem Auf und Ab im Werkzeugmaschinengeschäft umzugehen. In den vergangenen Jahren wurden daher große Anstrengungen unternommen, in den Prozessen und bei den Personalkapazitäten flexibler zu werden. Beispielsweise ist es durch Arbeitszeitkonten, befristete Arbeitsverhältnisse und Leiharbeit heute besser möglich, mit der Konjunktur zu atmen, als dies noch vor fünf Jahren im letzten Abschwung der Fall war.
Wie werden sich der Export und das Inlandsgeschäft entwickeln?
Die inländischen Bestellungen haben sich sehr dynamisch auf das heutige Rekordniveau hin entwickelt. Hier gibt es gewisse Sättigungseffekte, weil die Industrie ihre Maschinenparks weitgehend modernisiert beziehungsweise erweitert hat. Stützend wirkt sich jedoch aus, dass die Automobilindustrie erst seit dem vergangenen Jahr wieder investiert. Das hält an und gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die so genannten BRIC-Staaten und Osteuropa. Davon profitieren die Auslandsbestellungen ebenso wie vom allgemeinen Industrieaufbau in vielen Schwellenmärkten. Auch der Zuwachs bei alternativen Energien, allen voran der Windenergie, bringt uns Aufträge sowohl aus Deutschland wie dem Ausland.
Die AMB auf dem neuen Gelände in Stuttgart scheint ein Renner zu werden. Wie beurteilen Sie rückblickend den Versuch des Verbands, eine Metav Süd in München zu etablieren?
Der VDW hat mit dem Projekt Metav München seine Mitglieder unterstützt. Es hatte zum Ziel, den Ausstellern aus der Werkzeugmaschinenindustrie im Süden Deutschlands eine Messe mit optimalen Bedingungen zu bieten. Das konnte die AMB in Stuttgart damals nicht leisten. Mit dem neuen Messegelände sind die Defizite des Standortes Stuttgart ausgeräumt. Der VDW hat die Metav München folgerichtig aufgegeben, weil zwei hochwertige Ausstellungen in Süddeutschland nicht benötigt werden.
Welches werden die großen Themen auf der Messe werden?
Wir haben bereits auf der Metav im April in Düsseldorf gesehen, welche Themen bei den Anbietern im Fokus stehen. Stichworte sind zum Beispiel Automatisierung, die Optimierung der Bearbeitung schwer zerspanbarer Materialien, Leistungssteigerung bei den Werkzeugen durch bessere Beschichtungen, Detailverbesserungen bei den Komponenten.
Stichwort Energieeffizienz: Ihr Verbandsvorsitzender Carl Martin Welcker äußerte kürzlich Befürchtungen, die EU könnte die Branche zu einem Energieeffizienz-Label und anderen Maßnahmen zwingen. Wie beurteilen Sie solche Eingriffe?
Wir lehnen sie als bürokratisch und wenig erfolgversprechend ab. Der Energieverbrauch einer Werkzeugmaschine hängt maßgeblich von der Fertigungsaufgabe und vom Umfeld ihres Einsatzes ab. Deshalb gilt es, die Kunden ins Boot zu holen und die Energiebilanz im gesamten Produktionsprozess zu betrachten. Eine gute Produktionsorganisation sorgt für mehr Effizienz und erlaubt den Kunden, vielfach geforderte Leistungsreserven auf ein Minimum zu reduzieren.
Was tut die Branche konkret für die Energieeffizienz?
Unsere Firmen entwickeln ihre Produkte in enger Abstimmung mit den Kunden. Damit bieten sie ihnen optimale technische Lösungen für ihre Anforderungen und können partnerschaftlich an der Verbesserung des Produktionsprozesses mitwirken. Die enge Zusammenarbeit sorgt auch dafür, dass sehr schnell neue Maschinen auf den Markt gebracht und dabei immer die sparsamsten verfügbaren Technologien und Komponenten eingesetzt werden. Darüber hinaus beteiligen sich die Unternehmen an entsprechenden Forschungsaktivitäten des BMBF, zum Beispiel am Forschungsprojekt „Energieeffizienz in der Produktion“.
Wie können die Hersteller auf die hohen Preise für Stahl und andere Rohstoffe reagieren?
Der Materialkostenanteil im deutschen Werkzeugmaschinenbau mit seinen Hightech-Produkten ist deutlich niedriger als im Standardmaschinenbereich. Dennoch sind die Preiserhöhungen bei den Rohstoffen spürbar. Besonders schwierig wird es, wenn Rahmenverträge für den Bezug von Stahl jetzt auslaufen oder wenn kurzfristig mehr Rohmaterial benötigt wird. Dann wird es teuer und es gilt, alle Angebote intensiv zu sondieren. Auf Dauer können die Firmen die Preissteigerungen jedoch nicht alleine tragen und müssen prüfen, inwieweit sie diese an ihre Kunden weitergeben können.
Wo sehen Sie die zukünftig wichtigsten Aufgaben für die Betriebe?
Dazu gehören aus meiner Sicht Forschung und Entwicklung weiter zu intensivieren, die internationale Präsenz auszubauen und für einen qualifizierten Mitarbeiterstamm zu sorgen. Alle drei Herausforderungen sind für mittelständische Unternehmen sehr anspruchsvoll. Sie müssen ihre Kapazitäten konzentrieren und möglicherweise auch neue Wege gehen. Ich denke beispielsweise an das Thema Kooperation, sei es nun mit Kollegen aus der Branche oder mit geeigneten Zulieferern oder Abnehmern. Hier ist sicher noch viel Potenzial zu heben.
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de
Automatisierung wird wichtiges Messethema
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