Viele Positionieraufgaben erfordern eine hohe Genauigkeit. Mit ihrer Oberflächenqualität erfüllen geschliffene Zahnstangen diese Forderung. Eine Strategie, die auch SPN in Nördlingen verfolgt, wie der technische Geschäftsführer Dr. Jörg Eidam erläutert.
Der Standort der SPN in Nördlingen wird im nächsten Jahr 65 Jahre. Hier stehen heute zwei Produktionswerke. Ist es ein Vorteil, rein auf die lokale Karte zu setzen?
Bei unseren Mitarbeitern setzen wir teilweise bewusst auf die lokale Karte. Wir bilden seit der Firmengründung einen Großteil unserer Facharbeiter selbst aus. Durch unsere hohe Ausbildungsrate haben wir keinen Fachkräftemangel. Mit unserer starken, hochkarätigen und motivierten Mannschaft produzieren wir beste Qualität. Unsere Vorprodukte und Halbzeuge beschaffen wir auf nationalen und internationalen Märkten. Unsere Kunden aus dem Inland und Ausland betreuen wir von unserem Standort in Nördlingen aus. Mit dieser Vertriebsstrategie haben wir bisher beste Erfahrungen gemacht, so dass ein eigener Standort im Ausland aus momentaner Sicht nicht erforderlich ist. SPN ist folglich international aktiv mit klarem lokalem Bezug.
SPN bedient vornehmlich den Maschinenbau. Wie dieser sind auch weitere Märkte, die Sie beliefern, etwa Luftfahrt, Elektrotechnik, Robotik und Automation, von der Wirtschaftskrise erfasst. Was läuft derzeit am besten und wo gibt es die meisten Probleme?
Im Moment läuft es gut im Anlagenbau und in der Luftfahrtbranche, die wegen der langen Durchlaufzeiten die Krise vermutlich erst noch vor sich haben. Auch im Bereich Automation gibt es Lichtblicke. Das Geschäft im Werkzeugmaschinen-, Druckmaschinen- und Textilmaschinenbau ist zäh.
Wie entwickelt sich die Produktsparte Zahnstangen gegenüber Ihren anderen Sparten?
Auch hier ist die Nachfrage natürlich schwächer als im vergangenen Jahr. Wichtig ist es gerade jetzt, in die Zukunft zu planen. Wir weiten derzeit den Bereich Zahnstangen deutlich aus und sind fest überzeugt, dass dieses Segment von SPN mittel- bis langfristig weiter wachsen wird. Aus diesem Grund haben wir zu Beginn des Jahres trotz der beginnenden Krise in eine Profilschleifmaschine der Habrama GmbH investiert und können jetzt Zahnstangen bis zu einer Länge von vier Metern in einer Aufspannung schleifen. Wir sind in der Lage, bis Qualität 4 zu fertigen.
Ihr Spezialgebiet, die Herstellung geschliffener Zahnstangen, benötigt bei der Fertigung eine exakte Verzahnung. Qualität hat ihren Preis. Wird der momentan bezahlt?
Unsere Kunden wissen, dass das Schleifen der Zahnstangen bei gehärteten Profilen ein zusätzlicher Arbeitsgang ist. Die dadurch erreichte deutlich bessere Oberflächenqualität rechtfertigt den höheren Preis.
Qualität setzt sich also durch?
Wenn die hohe Oberflächenqualität technisch erforderlich ist, gibt es keine ernstzunehmende Alternative zum Schleifen. Viele Positionieraufgaben erfordern diese hohe Genauigkeit, beispielsweise in Werkzeugmaschinen oder im Bereich Robotik und Automation. Es war schon immer die Stärke des deutschen Maschinenbaus, besonders hochwertige Produkte zu liefern. Auch die SPN ist mit dieser Strategie immer gut gefahren und wird dabei bleiben.
Das klingt nach sehr hoher Fertigungstiefe, zumal Sie beispielsweise bei den Zahnstangen auch den gesamten Zahnstangenkörper herstellen. Ist dieser Prozess im eigenen Hause unverzichtbar für Sie?
Die Zahnstangengrundkörper sind sehr empfindliche und anspruchsvolle Güter. Eine eigene Fertigung ist sehr vorteilhaft, weil wir garantiert eine gute Qualität erzielen und auch die Durchlaufzeit dank weniger Schnittstellen kurz halten können.
Welche Vorteile hat die geschliffene gegenüber der ungeschliffenen Zahnstange?
Geschliffene Zahnstangen haben gegenüber der ungeschliffenen Variante eine Reihe von Vorteilen. Dazu zählt eine reduzierte Geräuschentwicklung, gleichmäßigere Kraftübertragung, genauere Einstellbarkeit des kompletten Antriebs und geringere Beanspruchung der Lager. Teilungsabweichungen sind nahezu vernachlässigbar. Der Verschleiß ist geringer, der Wirkungsgrad steigt. Gleichzeitig sinkt der Aufwand für Montage und Komponentenaustausch.
Wieviel Anwendungs-Engineering ist hier erforderlich?
Hinsichtlich der eigentlichen Anwendung weiß der Kunde natürlich selber am besten, was passt. Wenn es jedoch Schwierigkeiten bezüglich Geräuschentwicklung oder Belastungsgrenzen gibt, können wir mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung bisweilen helfen, wenn wir beispielsweise spezielle, von der Norm abweichende, Zahnprofile anbieten.
Einer Ihrer Schwerpunkte auf der Hannover Messe war die Montageautomation, wo SPN selbst entwickelte Hochgeschwindigkeitsgreifer für Pick&Place-Roboter vorgestellt hat. Wie stark sehen Sie Ihr Haus im Robotik/Automation-Bereich?
Wir bieten bereits seit einigen Jahren Hub-Schwenk-Antriebe und Greifer an. Der Bereich Automation soll wachsen und beinhaltet neben den eben genannten Produkten natürlich die unschlagbare Kombination von Planetengetriebe und Zahnstange. Des Weiteren planen wir in dieser Produktsparte weitere Automatisierungslösungen nach Kundenbedarf.
Was wird davon auf der Motek zu sehen sein?
Unser Nadelbestücker. Er bestückt Ritzel mit Nadelrollen zu einem vollrolligen Lager – absolut sehenswert und seit November letzten Jahres im Einsatz.
Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
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