Herr So, was hatte Huawei auf der Cebit in Hannover der Industrie Neues zu bieten?
In den Vorjahren waren auf den großen Messen Visionen, Modelle und viele theoretische Systeme zu sehen. Jetzt stehen anwendungsreife Produkte im Vordergrund. Bei Industrie 4.0 oder auch bei Smart City besteht die gleiche Herausforderung: Alles muss miteinander verbunden werden, der Datenaustausch muss über die unterschiedlichsten Softwarewelten hinweg funktionieren. Alles wird digital erfasst und digital gesteuert. Die Herausforderung für große Fabriken, mit ihren Zulieferern, ihrem Finanzsystem und ihren Kunden ein einheitliches System zu schaffen, können wir nur in Kooperation mit guten Partnern umsetzen.
Welche Aufgaben übernimmt Huawei dabei?
Wir konzentrieren uns weniger auf die Hardware als auf die Steuerung. Denn wir wollen das Gehirn des digitalen Systems schaffen. Das haben wir auf der Cebit beispielhaft gezeigt, etwa anhand von Longgang, dem größten Bezirk von Shenzhen mit 4,25 Mio. Einwohnern. Solche Smart-City-Projekte lassen sich auch auf das IoT und die Industrie 4.0 übertragen. Zudem ist es wichtig, etwa Unfälle zu verhindern. Unsere Programme simulieren auf Hochleistungscomputern Fahrsituationen und ermöglichen Vorhersagen.
Können Sie ein weiteres Beispiel nennen?
Auf Basis der Konzepte für Intelligenz, Einfachheit, Ultrabreitband, Offenheit und Sicherheit entwickelten wir ein erweitertes Intent-Driven-Networking, die Cloud-Fabric Huaweis ‚Agile Controller‘, um automatisch Absichten zu erkennen und die geschäftliche Flexibilität zu verbessern. Diese Lösung nutzt auch Fabric-Insight, einen Netzwerkanalysator für Rechenzentren, um vorausschauende Analysen und die automatische Erkennung von Anomalien zu ermöglichen. Zudem lassen sich damit Betriebsmodi zukunftsfähiger machen und ein automatisches, vorhersagbares und sich selbst optimierendes, geschlossenes System entwickeln, das auf Benutzerfreundlichkeit ausgerichtet ist.
Wo sehen Sie die Hauptprobleme bei der Umsetzung?
In deutschen Industriebetrieben läuft immer noch eine Vielzahl von Softwaresystemen nebeneinander, die oft nicht kompatibel sind. Wir möchten diese in ein System integrieren, indem wir alle Daten darin einbringen.
Welche Auswirkungen hat dies auf die Datensicherheit?
Wir bieten für diese Integration lediglich das Ökosystem und sind selbst nicht an den Daten interessiert. Die Daten bleiben bei den Kunden, die sie auf eigenen Servern speichern. Der Kunde hat auf jeden Fall die volle Kontrolle über seine Daten.
Wie soll das Internet of Things funktionieren – wie sollen konkret Daten erhoben und die Dinge vernetzt werden?
Wichtig sind Sensoren zur Datenerhebung und Antennen zur Datenübertragung. Diese brauchen Energie. Wir haben dafür beispielsweise winzige Hochleistungsbatterien entwickelt, die zehn Jahre laufen. Dies geht jedoch nur, wenn wir unsere Geräte auf minimalen Energieverbrauch trimmen.