Die deutschen Hersteller von Präzisionswerkzeugen blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die Branche erreichte fast das Produktionsvolumen von 2007. Im laufenden Jahr rechnen die Unternehmen mit einem Produktionsvolumen von 10,5 Mrd. Euro und damit einem neuen Rekordergebnis.
„Die deutschen Präzisionswerkzeug-Hersteller sind 2010 wesentlich schneller aus der Krise gekommen, als erwartet“, sagte Lothar Horn, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) anlässlich der traditionellen Jahrespressekonferenz des Branchenverbands in Frankfurt/M. und fügte hinzu: „Auch für 2011 erwarten wir eine ordentliche Produktionssteigerung von rund 15 Prozent.“
Die deutschen Unternehmen konnten ihre Produktion 2010 um 23 % steigern und stellten im vergangen Jahr Werkzeuge im Wert von über 9 Mrd. Euro her. Damit erreichte die Branche fast das zweitbeste Ergebnis in ihrer Geschichte, das 2007 bei knapp 9,5 Mrd. Euro lag. Im laufenden Jahr rechnet der Verband mit einem Produktionsvolumen von rund 10,5 Mrd. Euro. Damit wäre der bisherige Rekordwert von gut 10 Mrd. Euro aus dem Vorkrisenjahr 2008 bereits wieder übertroffen.
Alle Teilbranchen befinden sich seit fast einem Jahr im Aufschwung, allen voran die Hersteller von Zerspanwerkzeugen – mit einem Anteil von 27 % an der Branchenproduktion – und Spannzeugen, die rund 9 % beitrugen. Bei Produktgruppen mit langen Projektlaufzeiten, wie bei der Fertigungs-Messtechnik (17 %) und dem Werkzeugbau, wird ein Großteil der letztjährigen Aufträge erst 2011 in der Produktionsstatistik erscheinen. Mit einem Produktionsanteil von 46 % ist der Werkzeug- und Formenbau die größte Teilbranche.
Als wichtigste Abnehmerländer der deutschen Präzisionswerkzeugindustrie nennt der VDMA die USA mit einem Volumen von gut 525 Mio. Euro, gefolgt von China mit 431 Mio. Euro. Auf Platz drei liegen offiziell die Niederlande, die allerdings für viele Werkzeuge nur ein Transitland für den weiteren Export seien. Dahinter folgen Frankreich, Italien, Österreich, die Schweiz, Tschechien, Großbritannien und Spanien. Die wichtigsten Nationen, aus denen Deutschland Präzisionswerkzeuge importiert, sind die Schweiz mit einem Volumen von rund 292 Mio. Euro, Japan (knapp 231 Mio. Euro), Österreich (229,5 Mio. Euro) und China mit knapp 214 Mio. Euro.
Auch die Beschäftigtenzahlen in der Präzisionswerkzeugindustrie stiegen wieder leicht. Allerdings weist die Statistik ab 2009 nur noch die Beschäftigten in Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern aus. Da die deutsche Präzisionswerkzeug-Branche überwiegend aus kleinen und mittelständischen Unternehmen besteht, zählt sie nun offiziell nur noch rund 60 000 Mitarbeiter. Die kleinen Unternehmen mitgezählt sind es nach VDMA-Schätzungen knapp 30 % mehr.
Die deutschen Präzisionswerkzeug-Hersteller sind nicht nur einer der größten Arbeitgeber im Maschinenbau, sondern auch einer der wichtigsten Innovationstreiber in der Produktionstechnik weltweit. Damit sind die Unternehmen wichtige Befähiger für aktuelle Trends wie Elektromobilität und ressourcenschonende Produkte. Gerade angesichts des steigenden Bedarfs an energieeffizienten Produkten speziell im Transportwesen, im Fahrzeugbau und der Luftfahrt sieht Horn die Branche in einer wichtigen Schlüsselposition. Moderne Leichtbauwerkstoffe ließen sich ohne das Know-how der Werkzeugspezialisten vielfach nicht oder nicht wirtschaftlich bearbeiten. Insofern erwarten die Hersteller von Präzisionswerkzeugen eine erfolgreiche Zukunft. Starke Impulse sollen in diesem Jahr auch von der EMO ausgehen, der Weltleitmesse für Fertigungstechnik, die vom 19. bis 24. September in Hannover stattfindet.
Eines der größten Risiken für die weitere Entwicklung der Branche sieht Lothar Horn in den zum Teil drastisch steigenden Rohstoff- und Energiekosten. So sei der Preis für Hartmetalle, der 2008 noch bei rund 250 US-$ pro mtu (metric ton unit) lag, Mitte März auf 395 bis 400 US-$ gestiegen. Diese Tendenz könne sich noch verschärfen, da China als bedeutendster Lieferant und weltweit größter Inhaber von Schürfrechten bereits angekündigt habe, seine Exportquote in diesem Jahr zu reduzieren. „Insofern ist das nicht nur eine Frage des Preises, sondern vielmehr der Verfügbarkeit überhaupt“, betonte der Verbandsvorstand und Geschäftsführende Gesellschafter der Paul Horn GmbH in Tübingen. Horn forderte in diesem Zusammenhang auch die Politik auf, nachhaltig die nötigen Voraussetzungen für eine größere Unabhängigkeit vom chinesischen Rohstoffangebot zu schaffen. hw
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