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„Das Thema Energieeffizienz wird uns noch lange begleiten“

VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer über die Situation der Werkzeugmaschinen-Branche
„Das Thema Energieeffizienz wird uns noch lange begleiten“

In diesem Jahr erwartet Dr. Wilfried Schäfer für die deutsche Werkzeugmaschinen-Branche ein stabiles Ergebnis auf hohem Niveau. Als Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) ist er auch Organisator der Branchenleitmesse EMO in Hannover.

Herr Dr. Schäfer, wo liegen derzeit die größten Herausforderungen für die deutschen Werkzeugmaschinenbauer?

Ich sehe hier vor allem zwei Aspekte. Zum einen müssen die Betriebe ihre Präsenz in den Wachstumsmärkten ausbauen und sich dort stärker engagieren. Das ist vor allem für die kleineren Betriebe nicht immer einfach, aber nur so ist ein nachhaltiges Wachstum möglich. Zum anderen müssen die Betriebe – getrieben vom Markt und der Politik – die Effizienz und Nachhaltigkeit ihrer eigenen Prozesse, vor allem aber die ihrer Produkte noch weiter verbessern. Beide Themen werden uns langfristig begleiten.
Ist das Thema Energieeffizienz inzwischen wirklich bei den Kunden angekommen?
Bei den großen Abnehmern, allen voran dem Fahrzeugbau, ganz sicher. Dort wird sehr genau geschaut, wie viel Energie eine Maschine oder ein Fertigungssystem verbraucht und wie effizient es mit Ressourcen umgeht. Für viele kleinere Zerspaner ist Energieeffizienz eher ein untergeordneter Aspekt. Noch! Denn deren Kunden sind ja vielfach die OEM und großen Zulieferer. Und die werden zunehmend entsprechende Forderungen stellen. Außerdem werden die Politik und steigende Energiepreise dafür sorgen, dass das Thema auch in jenen Betrieben an Bedeutung gewinnt, die sich heute noch nicht dafür interessieren.
Gibt es in diesem Zusammenhang Neues von der Initiative Blue Compentence?
Wir befinden uns derzeit in einer Phase, in der es gilt, das Ganze auf breitere Füße zu stellen und der Initiative dadurch mehr Gewicht zu verleihen. Dazu bindet der VDMA andere Teilbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus ein, die das Thema noch nicht so verinnerlicht haben wie der Werkzeugmaschinenbau. Und auch die Internationalisierung wird vorangetrieben.
Im ersten Quartal sank der Auftragseingang gegenüber 2012 um 19 Prozent. Was erwarten Sie fürs zweite Halbjahr?
Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Investitionsbereitschaft in den meisten unserer Kundenbranchen wieder steigt. Zusätzliche Impulse erwarten wir natürlich von der EMO. Die Erfahrung zeigt, dass die Auftragseingänge vieler Aussteller nach der Messe steigen. Insofern gehen wir davon aus, dass es im zweiten Halbjahr einen Turnaround geben wird.
Zum Jahresbeginn rechneten Sie mit einem minimalen Wachstum von einem Prozent. Wie sieht die Prognose heute aus?
Wir erwarten nach wie vor fürs Gesamtjahr eine eher seitwärts gerichtete Entwicklung mit einem Zuwachs in der genannten Größe. Diese Entwicklung ist aber vor dem Hintergrund zu sehen, dass wir 2012 ein zweistelliges Wachstum hatten und beim Produktionsvolumen den Rekord von 2008 egalisierten. Wir befinden uns also auf einem sehr hohen Niveau. Nach dem sehr steilen Anstieg im Anschluss an die Krise erleben wir im Augenblick eine gewisse Sättigung der Märkte.
Welche Erwartungen hat die Branche für 2014 und die weitere Zukunft?
Die Geschäfte bei den Herstellern von Zerspanwerkzeugen laufen derzeit sehr gut. Das heißt, bei den Kunden wird mit hoher Auslastung gearbeitet. Wenn wir jetzt noch in Betracht ziehen, welche Projekte sich derzeit in Vorbereitung befinden, dann halten wir einen erneut deutlichen Zuwachs beim weltweiten Verbrauch an Werkzeugmaschinen für realistisch. Wir gehen derzeit von einem Plus von rund zehn Prozent auf 74,8 Milliarden Euro aus. Und die deutschen Anbieter werden entsprechend davon profitieren.
Wo steht die deutsche Werkzeugmaschinenbranche im internationalen Vergleich?
Deutschland ist nach China und Japan der drittgrößte Produzent von Werkzeugmaschinen und nach Japan der zweitgrößte Exporteur. Im Vergleich zum europäischen Wettbewerb haben wir durch die Krise Marktanteile gewonnen. Dass wir zu den Hightech-Lieferanten des Weltmarkts gehören, zeigt der hohe wertmäßige Anteil von NC-Maschinen am Maschinenexport. Er liegt bei 89 Prozent. Nur Japan liegt mit 94 Prozent noch höher. Mit 88 Prozent erreicht auch Südkorea einen hohen Wert, während die USA und China mit 61 und 44 Prozent schon abfallen. Wir werden übrigens mit einem Exportvolumen von 9,65 Milliarden Euro in diesem Jahr einen neuen Spitzenwert erreichen.
Welche Chancen und Risiken birgt Industrie 4.0 für die Zerspanungsbranche?
Die Thematik ist ja nicht neu. Die Ideen, die dahinter stecken, gab es schon mal. Anders als zur Zeit von CIM haben wir heute jedoch viel leistungsfähigere Prozessoren und Speicher sowie eine Vernetzung in der Produktion, die ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Wohin uns das aber am Ende führen wird, an dieser Diskussion möchte ich mich im Moment nicht beteiligen. Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch wirtschaftlich sinnvoll.
Welche Rolle wird Industrie 4.0 auf der EMO spielen?
Wir werden Maschinen und Systeme sehen, in die mehr Intelligenz integriert ist. In einigen Bereichen wird es zu einer stärkeren Vernetzung kommen, Informationen und Daten werden zunehmend genutzt, um Prozesse zu optimieren – unter anderem im Service oder in der Wartung.
Welche Erwartungen haben Sie als Veranstalter und Branchenvertreter an die diesjährige EMO in Hannover?
Wir werden eine sehr interessante Messe haben, auf der die Besucher viele Neuheiten sehen und erleben werden. Außerdem haben wir ein spannendes und hochkarätiges Rahmenprogramm, das den Fachbesuchern aktuelle Branchenthemen vermittelt. Vor zwei Jahren wurden allein zur EMO Investitionen in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro getätigt. Diesen Wert würden wir und unsere Aussteller gerne übertreffen.
Welche technischen Trends werden die Messe prägen?
Einen großen Schwerpunkt werden die Energie- und die Ressourceneffizienz bilden. Weitere Themen sind die vermehrte Integration von Intelligenz und Prozess-Know-how sowie eine höhere Bedienerfreundlichkeit der Maschinen und Anlagen. Darüber hinaus zeigen die Aussteller optimierte Fertigungslösungen, die konsequent auf den Bedarf der jeweiligen Anwendungen ausgerichtet sind.
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