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22. Werkzeugbau-Kolloquiums: Wertsteigernde Kreislaufwirtschaft

Wertsteigernde Kreislaufwirtschaft als Thema des 22. Kolloquiums ‚Werkzeugbau mit Zukunft‘
Gut für die Umwelt und die Marge

Der Werkzeugbau als Innovationstreiber einer nachhaltig produzierenden Industrie war das Thema des 22. Kolloquium ‚Werkzeugbau mit Zukunft‘. Die Aachener Institute WZL und Fraunhofer IPT veranstalten den Expertentreff traditionell im November. Am Vorabend wurden bereits zum 20. Mal die Gewinner des Wettbewerbs ‚Excellence in Production‘ gekürt.

» Mona Willrett, Redakteurin Industrieanzeiger

Wie der Werkzeugbau seiner Rolle als Enabler einer nachhaltigen Produktion gerecht werden und seine Zukunftsfähigkeit sichern kann, war das Thema des 22. Kolloquiums ‚Werkzeugbau mit Zukunft‘. Prof. Günther Schuh sagte in seinem Vortrag: „Eine wertsteigernde Kreislaufwirtschaft verringert die Umweltbelastung und erzeugt zugleich mehr Marge für den Werkzeugbau.“ Der Wissenschaftler gehört den Direktorien des Fraunhofer IPT und des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen an – die beiden Institute veranstalten sowohl das Kolloquium als auch den Wettbewerb Excellence in Production (EIP). Schuh betonte, intelligentes Bestandsmanagement und eine digitale Werkzeugakte seien Voraussetzungen, um bestehende Werkzeuge effizient in einen weiteren Lebenszyklus zu bringen. Sein Resümee lautete: „Der nachhaltige Werkzeugbau ist ökoeffizient, digital vernetzt und integrativ.“

VDWF-Präsident Prof. Thomas Seul sagte in seinem Vortrag: „Im Spannungsdreieck zwischen Nachhaltigkeit, Individualisierung und Wirtschaftlichkeit steht die große Herausforderung, komplexe Produktvarianten qualitativ hochwertig und bei passender Kapazitätsauslastung zu fertigen.“ Für den Werkzeugbau heiße das, dass neue effizientere Werkzeugkonzepte gefragt seien. Zu den neuen Anforderungen gehörten eine höhere Genauigkeit, mehr Detailhöhe, eine größere Fertigungstiefe, geringere Toleranzen sowie neue Werkstoffe. Seul betonte: „Die Produktlebenszyklen werden kürzer, der Markt entwickelt sich immer schneller und unübersichtlicher.“ Für die Werkzeugbau-Branche bedeute das weniger Planungssicherheit, hohe Anforderungen an Flexibilität sowie steigende technische Komplexität.

Weitere Vortragsthemen waren:

  • Steigerung der Produktivität durch Prozessregelung und innovative Werkzeug- und Heißkanaltechnik
    (Dr. Stefan Kruppa, Barnes Group)
  • Digitalisierung – Impulsgeber des innovativen Werkzeugbaus (Daniel Ast, Fritz Stepper GmbH & Co. KG)
  • Pay-per-Use im Werkzeugbau – Zukunft neu gedacht
    (Stefan Kreck, Giebeler GmbH)
  • Wettbewerbsfähig durch Innovationen (Tammo Dannen, WZL)

Werkzeugbau des Jahres

Bereits zum 20. Mal kürten das IPT und das WZL im Wettbewerb ‚Excellence in Production‘ den ‚Werkzeugbau des Jahres‘. In diesem für die Branche schwierigen Jahr nahmen 305 Betriebe am Wettbewerb teil, zwölf davon wurden für das Finale nominiert. Unter ihnen bestimmte eine fachkundige Jury die Sieger in vier Kategorien sowie den Gesamtsieger. Die Laudatoren betonten, dass sich alle Finalisten auf sehr hohem Niveau befänden.

Die starke Konkurrenz aus dem asiatischen Raum und ein enormer Preisdruck bei gleichzeitig hohen Kundenanforderungen machten allen Betrieben zu schaffen, vor allem jedoch den externen Werkzeugbaubetrieben. Umso herausragender sei die Leistung der Unternehmen zu bewerten, die dieses Jahr im Finale standen.

BMW-Werkzeugbau siegt

In besonderem Maße überzeugte der BMW-Werkzeugbau der Werke München und Dingolfing die Jury. Die Bayern durften als Gesamtsieger den begehrten Preis entgegennehmen. Ausschlaggebend für die Jury waren die starke strategische Positionierung als Design-Enabler innerhalb des Konzerns und der stringente Einsatz von Industrie-4.0-Technologie. Herausragendes Beispiel sei die konsequente Nutzung von Augmented Reality in der Qualitätsprüfung und zur Digitalisierung des Fachwissens der Mitarbeitenden.

Der Umform-Werkzeugbau ist Teil des Produktionsnetzwerks der BMW Group und legt einen technologischen Fokus auf seine Kernkompetenz, das Fräsen mit hohem Automatisierungsgrad. Mit seinem Know-how ist dieser Werkzeugbau gut in die vor- und nachgelagerten Kundenprozesse integriert und stellt zudem ein breites Dienstleistungsangebot bereit, zu dem auch datenbasierte Dienstleistungen zählen, beispielsweise die Sensor-Überwachung des Werkzeugs beim Kunden.

Sieger der vier Kategorien

Zusätzlich zum Gesamtsieg setzte sich der BMW-Werkzeugbau München und Dingolfing auch in der Kategorie ‚Interner Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende‘ durch. In der Kategorie ‚Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende‘ siegte die Technoform Insulation Solutions Tooling GmbH aus Kassel. Als besten ‚Externen Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende‘ zeichnete die Jury die Giebeler GmbH aus Eschenburg aus. Bei den kleinen externen Betrieben setzte sich die Primaform AG aus Thun in der Schweiz durch.

Weitere Finalisten des EIP 2023

Als weitere Finalisten nominiert und mit einer Urkunde ausgezeichnet wurden der BMW-Werkzeugbau am Standort Landshut und die Gealan Fenster Systeme GmbH aus Oberkotzau in Oberfranken (Interner Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende), die Roto Frank Austria GmbH aus Kalsdorf in Österreich sowie die Schunk Sintermetalltechnik GmbH aus Heuchelheim (Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende), die Fischer GmbH aus Geringswalde und die Weba Werkzeugbau Betriebs GmbH mit Standorten in Dietach/Österreich und Olomouc/Tschechien (Externer Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende) sowie die BBG GmbH & Co. KG aus dem Unterallgäu und die Klaucke & Meigies Formenbau GmbH aus Lüdenscheid (Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende).

Zum Jubiläum wurden erstmals Sonderpreise vergeben

Anlässlich des Wettbewerbsjubiläums vergaben die Veranstalter erstmals Sonderpreise in den Kategorien ‚Beste Nachhaltigkeitsinitiative‘ und ‚EiP-Newcomer des Jahres‘. Mit dem Preis ‚Beste Nachhaltigkeitsinitiative‘ wurde der BMW Werkzeugbau am Standort Landshut ausgezeichnet. Die Jury sieht ihn als Pionier der Kreislaufwirtschaft, der bereits hohe Re-Use-Quoten von Werkzeugkomponenten aufweist und auch im Shopfloor großen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Bester Debütant ist Voss Werkzeugtechnik.

Auch im kommenden Jahr werden sich die besten deutschsprachigen Werkzeug- und Formenbaubetriebe wieder untereinander messen. Interessierte können sich schon jetzt unter www.excellence-in-production.de detailliert über den Wettbewerb informieren und ab dem 1. Dezember 2023 registrieren.

Nach der Anmeldung füllen alle Teilnehmenden zunächst nur den ersten Teil des Fragebogens mit einer geringen Anzahl zentraler Fragen aus und erhalten auf dieser Basis eine erste Kennzahlenauswertung. In der zweiten Wettbewerbsphase sind detailliertere Fragen zu beantworten und die Teilnehmenden erhalten eine umfangreichere Kennzahlenauswertung. Alle Teilnehmenden des Wettbewerbs erhalten eine individuelle Auswertung über ihre Stärken und Verbesserungspotenziale. Unter allen Teilnehmenden der zweiten Phase werden außerdem zwei zusätzliche Vor-Ort-Besuche der Aachener Werkzeugbau-Experten verlost.

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