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In der globalen Industrie nimmt die Elektrifizierung als Mittel zur Unabhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen stetig zu. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Speicherpotenzial von Batterien. In der Automobil- und Transportbranche, einem der größten Verursacher von CO2-Emissionen, haben Elektrofahrzeuge (Electric Vehicle/EV) eine grundlegende Veränderung angestoßen. Die schnelle Verbreitung von Elektrofahrzeugen weltweit schafft eine hohe Nachfrage nach Transparenz und Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Batterielieferkette, insbesondere im Hinblick auf die ethische Beschaffung kritischer Mineralien und die verstärkte Nutzung recycelter Materialien in der Zellproduktion.
Batteriepass ab 2027 verpflichtend
Regulierungen zur Transparenz sind hierbei von entscheidender Bedeutung. So verlangt die EU, dass bis Februar 2027 Batterien mit einer Kapazität über 2 kWh für Industrie- oder EV-Anwendungen einen digitalen Batteriepass führen. Dieser Batteriepass muss umfassende Informationen zur Materialzusammensetzung, Herkunft, CO2-Bilanz, Leistung und zum Lebenszyklus enthalten. Auch andere Länder wie China, auf das 2022 77 Prozent der weltweiten Batterieproduktion und 2023 60 Prozent der globalen EV-Verkäufe entfielen, arbeiten an ähnlichen Standards, um den Handel mit der EU zu vereinfachen und die Datentransparenz entlang der Wertschöpfungskette zu fördern. Die USA entwickeln derzeit vergleichbare Vorschriften.
Vom Rohstoff bis zum Endprodukt
Die Einführung des Batteriepasses erfordert eine detaillierte Berichterstattung über sämtliche Schritte in der Batterie-Wertschöpfungskette – von den Rohstoffen bis zum Endprodukt. Unternehmen müssen vielfältige Datentypen in einer überprüfbaren, wiederverwendbaren und sicheren Form erfassen und bereitstellen. Dies stellt Batteriehersteller und Endsystemintegratoren wie Automobilhersteller vor eine Herausforderung, wenn sie ihre Produkte auf den Markt bringen wollen. Zwar ist der Automobilhersteller letztlich für die Bereitstellung des Batteriepasses verantwortlich. Dennoch stammen viele Informationen aus der Lieferkette. Und während die Zulieferer Daten wie Batteriekennung, Produkttyp und Herkunft noch relativ unkompliziert liefern können, umfasst der Batteriepass doch sehr viel mehr Informationen.
Standardisierte Berichtsformate notwendig
Batteriehersteller müssen Informationen zur Zusammensetzung der Batterien, zum Anteil recycelter Materialien und zu kritischen Rohstoffen bereitstellen. Weitere Daten und Informationen zur Konformitätszertifizierung, zum CO2-Fußabdruck und zur verantwortungsvollen Beschaffung kommen aus der Wertschöpfungskette des Herstellers. Auch die über das Batteriemanagementsystem erfassten Betriebsdaten über den gesamten Lebenszyklus der Batterie sind essenziell für den Batteriepass. Standardisierte Berichtsformate sind daher notwendig, um eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Batterie über deren Lebensdauer zu gewährleisten. Hierzu bedarf es einer sicheren, robusten digitalen Plattform und verlässlicher Partner, um den Schutz des geistigen Eigentums zu gewährleisten.
Cloud-basierte Lösung für den Batteriepass
Zwar stellt der Batteriepass eine neue Anforderung für die Industrie dar. Die dafür notwendigen Komponenten sind jedoch bereits im Siemens-Toolset integriert. Generell bestehen bei der Implementierung eines Workflows für den Batteriepass drei zentrale Herausforderungen: der technische Bereich, der kommerzielle Bereich und die globale Zusammenarbeit.
Technisch gesehen ist Siemens bereits optimal positioniert, um die Batterielieferkette bei der Einhaltung der Batteriepass-Vorschriften mit entsprechender Software zu unterstützen. Ebenso besitzt das Unternehmen das digitale Framework, das es Unternehmen ermöglicht, die erforderlichen Daten zu sammeln und zu teilen. Gemeinsam mit Kunden, Partnern und Branchenexperten entwickelt Siemens daher eine Cloud-basierte, sichere Lösung für den Batteriepass. Die PLM-Lösung von Siemens stellt eine „Single Source of Truth“ für die Batterie und die zugehörigen Fertigungsstätten dar, was die nahtlose Zusammenarbeit mit Zulieferern vereinfacht. Daten zur Batteriechemie, Materialzusammensetzung und zum Design können einfach aus dem System extrahiert werden. Die MES-Lösung von Siemens ermöglicht eine direkte IT/OT-Integration, wodurch Produktionsdaten für den Batteriepass effizient bereitgestellt werden können. Zudem bietet Siemens eine lückenlose Datenerfassung für die CO2-Bilanz entlang der gesamten Lieferkette. Siemens’ Lösungen für den Digitalen Zwilling von Batterien sollen darüber hinaus neue digitale Dienstleistungen ermöglichen, wie die Bewertung des Batteriezustands, die Planung von Wartungsarbeiten, optimierte Richtlinien für das Batterierecycling und die Bewertung einer potentiellen Folgenutzung (second life), wobei Daten aus dem Batteriepass und dem digitalen Zwilling genutzt werden.
Aufbau strategischer Partnerschaften
Für die erfolgreiche Einführung des Batteriepasses sind geeignete Werkzeuge zur Unterstützung der Geschäftsprozesse der Batterieherstellung erforderlich. Unternehmen müssen in der Lage sein, ihre Lieferanten und auch Wiederverwerter hinsichtlich Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz zu bewerten, um eine nachhaltigere Wertschöpfungskette zu schaffen. Hierzu gehört auch die sichere Weitergabe von Design- und Produktionsdaten, damit alle Beteiligten die Eigenschaften einer Batterie über deren Batteriepass nachvollziehen können.
Der Batteriepass erfordert eine enge Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette und den Aufbau strategischer Partnerschaften. Siemens unterstützt seine Kunden dabei, die Transparenz und Kommunikation zu stärken, und arbeitet eng mit Industriekonsortien wie Catena-X und der Global Battery Alliance zusammen.
Ziel: Ein nachhaltigeres Batteriegeschäft
Der Batteriepass ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Transparenz und Nachhaltigkeit in der Batterie-Wertschöpfungskette. Er kann die Branche grundlegend verändern und ethische Beschaffung sowie nachhaltige Praktiken fördern. Die Umsetzung des Batteriepasses erfordert jedoch gemeinsame Anstrengungen und Zusammenarbeit vieler Interessengruppen. Gesetzliche Regelungen, das Engagement der Industrie und technologischer Fortschritt sind entscheidend, um die Zukunft der EV-Batterieindustrie zu gestalten. Siemens steht als Technologiepartner bereit, mit Know-how und umfassenden Technologielösungen zur Verwirklichung dieser Vision beizutragen.
Kontakt:
Siemens Digital Industries Software
https://plm.sw.siemens.com/de-DE/