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Offen für Neues

Exklusiv-Studie: 250 Praktiker nehmen Stellung zu Fragen der Logistik
Offen für Neues

Prozessoptimierung, Automatisierung und Kostensenkung stehen im Fokus vieler Logistiker, In- und Outsourcing sind dagegen out. Die meisten Unternehmen wollen in die eigene Logistik investieren – wenn auch überwiegend mit moderatem Budget. Sie setzen dabei gern auf bewährte Geschäftspartner, sind neuen Anbietern gegenüber jedoch offen. Dies sind Ergebnisse aus der Umfrage des Industrieanzeigers bei 250 Logistik-Verantwortlichen.

Welche Investitionen beabsichtigen kleinere und mittelständisch strukturierte Unternehmen in ihre Logistik? Wie groß ist das Rationalisierungspotential? Mit welchen künftigen Herausforderungen sieht sich die Branche konfrontiert? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt das Marktpanel des Industrieanzeigers, das von nun an jährlich durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut erhoben wird.

Zwar mag die Aussage, dass Logistik-Anwender bei der Beschaffung besonders gern auf bewährte Geschäftspartner setzen, mit denen sie schon seit vielen Jahren zusammen arbeiten, wenig überraschend sein. Doch fragt man genauer nach, zeigt sich schnell, dass neue Anbieter genauso willkommen sind: Zwei von drei Unternehmen analysieren vor jeder größeren Entscheidung den Markt, 90 % sind offen für neue Lieferanten. Dies ist eine Chance für die Neukundengewinnung, und etablierte Anbieter sollten sich nicht zu sehr auf Erreichtem ausruhen. Der Logistikmarkt erscheint gut strukturiert, ist aber nicht verschlossen.
Ein weiteres Indiz für Veränderungen in der Branche ist der Einsatz von Beratern. Nahezu jeder dritte Befragte gibt an, häufig externen Rat einzuholen und 24 % schalten Generalunternehmer ein.
Was treibt die Unternehmen an, neue Wege zu gehen? Fragt man nach den Herausforderungen der Logistik in den kommenden Jahren, dann wird ein Dreiklang aus Prozessoptimierung, Automatisierung und Kostensenkung genannt. Der eigene Betrieb soll effizienter laufen. Überraschend ist die nachrangige Position der Kunden. Nur 11 % sehen deren Anforderungen als besondere Aufgabe in der Zukunft. Warum das so ist, verführt zu Spekulationen. Sind die Kunden nicht genügend im Blickfeld der Logistik-Anwender? Die Befragten fokussieren sich in ihren Antworten schließlich nur auf das Unternehmen als Optimierungsbereich, was auch beim Punkt Globalisierung deutlich wird. Lediglich 8 % bezeichnen dieses Thema als Herausforderung. Oder ist die Befriedigung des Kundenbedarfs ein selbstverständlicher Prozess, der keine besondere Erwähnung verdient? Letzteres wäre wünschenswert.
Die Logistik-Anwender sind also von der Suche nach effizienten Lösungen für das Unternehmen getrieben. In diesen Kontext passen die Aussagen zum Automatisierungsgrad. Dieser soll bei 53 % der Anwender steigen und nur bei zwei Prozent sinken. Dabei unterscheidet sich das aktuelle Niveau der Automatisierung nach der Unternehmensgröße. So gibt fast die Hälfte der Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern an, dass sie bereits über einen hohen Automatisierungsgrad verfügen. Bei den kleineren Unternehmen mit weniger Mitarbeitern als die 500 sind es nur 37 %. Diese Unternehmen sehen auch überdurchschnittliches Potenzial für weitere Rationalisierungen. Das Fazit daraus lautet: Möchte ein Logistikanbieter einen Auftrag bei einem Großbetrieb holen, dann sind andere Leistungen zu offerieren als für den kleinen Mittelstand, denn dieser befindet sich in weiten Teilen noch auf einem anderen Level.
Eine stattliche Mehrheit von 81 % plant in den nächsten zwei Jahren Ausgaben im Logistiksektor. Dabei dominieren überschaubare Jahresbudgets bis 100 000 Euro bei zwei Drittel der Befragten. Viele werden sich daher auf die wichtigsten Investitionsvorhaben beschränken müssen. Bei deren Definition herrscht in zwei Fällen Einmütigkeit: Die Prozessoptimierung, also ein klassisches Effizienzthema, führt das Ranking an. Diese Position geht mit den geplanten Rationalisierungen und Automatisierungen einher. Überraschend ist die gleichwertige Platzierung des Budgetbereichs Personal. Der Mensch als Leistungsträger in der Logistik-Anwendung hat Konjunktur. Steht diese Investitionsabsicht in Zusammenhang mit dem oftmals beklagten Fachkräftemangel? Nur bedingt, denn davon fühlen sich 70 % der Unternehmen geringfügig oder gar nicht betroffen. Es geht also stärker um die Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter als um die Anwerbung von neuen.
Zur Freude der IT-Anbieter finden sich auch Informatikleistungen sowie neue Ident-Technologien auf der Einkaufsliste. Ein beachtlicher Anteil von 40 % plant außerdem den Neubau von Anlagen und jeder Vierte denkt sogar an neue Standorte. Auf der Produktebene verbergen sich dahinter primär Ausgaben für Lagerlösungen, Packstraßen, Fördertechnik und Fertigung.
Die Studie fördert auch die „Ladenhüter“ der kommenden Saison zutage. Dabei fällt ein schwacher Wert für das langjährige Trendthema Outsourcing auf. Konkret nachgefragt, gibt gerade mal jeder achte Befragte an, dass in den kommenden zwei Jahren eine Outsourcing-Maßnahme angedacht ist. Warum ist das so? Stoßen die Auslagerungsmöglichkeiten in der Praxis an ihre Grenzen? Ein Drittel der Logistik-Anwender gibt an, in der Vergangenheit ausgelagert zu haben. Dieses waren vor allem die Lagerung sowie allgemeine Distributionsleistungen und der Arbeitsbereich Transport/Versand/Lieferung. Die Outsourcing-Aktivitäten wurden bei den Großbetrieben erwartungsgemäß intensiver betrieben. Hier lassen sich umfassendere Logistiksysteme vermuten, deren Aufteilung in auslagerungsfähige Teilprozesse einfacher ist.
Aus den Zahlen resultiert aber nicht, dass das Outsourcing-Potenzial in der Praxis gänzlich erschöpft ist. Das Thema scheint bei den Firmen aktuell nicht gesetzt zu sein. Umgekehrt ist auch wenig Bewegung bei Insourcing-Vorhaben zu vermelden. Lediglich 13 % planen in den nächsten zwei Jahren eine Rückverlagerung.
Dem einzelnen Mitarbeiter bleibt also sein Einsatzfeld erhalten und das ist in der Regel breit aufgestellt. Von fünf Bereichen der Lieferkette (Distribution, Beschaffung, Produktion, Ersatzteile und Entsorgung) gehören 3,6 zum Aufgabengebiet des durchschnittlichen Logistik-Anwenders. Es sind eher Generalisten als Spezialisten in den Betrieben anzutreffen. Dies gilt insbesondere für die Kleinbetriebe und den Mittelstand.
Auf der Intralogistik-Ebene arbeiten nahe- zu alle Befragten mit Flurförderzeugen (87 %). Zwei von drei Firmen nutzen Lager-, Kommissionier- und Fördertechniken. Krane und Hebezeuge finden sich bei 44 %, und das Schlusslicht bilden Roboter sowie Handlingsysteme bei gerade Mal jedem fünften Befragten.
Als Fazit der Studie bleibt festzuhalten, dass die Logistik-Anwendungen in Zukunft noch effizienter zu organisieren sind. Rationalisierungen und Automatisierungen stehen dabei im Fokus. Um die neuen (technologischen) Herausforderungen zu bewältigen, ist zudem eine intensive Mitarbeiterqualifizierung gefordert. Auf dem Weg dahin brauchen die Unternehmen Unterstützung von externen Anbietern und dabei können ganz neue Geschäftspartner gefragt sein, denn fremdgehen ist wohl zumindest in der Logistik erlaubt!
Viele Generalisten, wenige Spezialisten

Kosteneffizienz
Bei kleineren und mittelgroßen Unternehmen zeigt sich, dass der Automationsgrad der Logistik auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau liegt. Diesen Unternehmen bietet sich somit ein Potenzial für weitere Kostensenkungen von durchschnittlich zehn Prozent, in Einzelfällen sogar von bis zu 25 Prozent an. Dies ließe sich mit vergleichsweise bescheidenen Investitionen ändern, nur durchdacht müssen die Lösungen sein und ganzheitlich betrachtet.

Marktpanel Logistik
Einmal jährlich wird der Industrieanzeiger künftig eine repräsentative Telefonbefragung von 250 Logistikentscheidern zu unterschiedlichen Themen vornehmen. Dabei werden Fragen behandelt wie: „Welche Themen bestimmen aktuell den Alltag von Logistikern in Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe? Welche Investitionen sind in welchen Bereichen geplant? Auf was kommt es beim Outsourcing von Logistikleistungen an? Wo sieht man weitere Rationalisierungspotenziale? – nur einige der Fragen, die interessante Antworten versprechen. Und die ersten Ergebnisse finden sich im vorliegenden Beitrag.
Die Umfrage erfolgte im ersten Quartal 2008 nach Vorgaben der Redaktion durch die Markt- und Mediaforschung der Konradin Mediengruppe zu der der Industrieanzeiger gehört in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Institut promit Marktforschung.
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