Logistik | Experten sind sich einig, dass der 3D-Druck die lokale Produktion voran bringt und sich regionale Druckzentren etablieren. Wie verändert dies die Logistik? Antworten geben die folgende Betrachtung, ein Whitepaper und ein Hörbuch.
Dr. Torsten Mallée, Director International Business Development der AEB GmbH, Stuttgart
Seit seiner Erfindung im Jahr 1986 hat der 3D-Druck in verschiedensten Branchen Einzug gehalten. In der Medizintechnik kommen bereits Hüftgelenke, Zahnkronen und Hörgeräteschalen aus dem 3D-Drucker, Architekten nutzen ihn für den Bau ihrer Modelle und in der Luftfahrt- und Automobilindustrie hat der 3D-Druck Standards erreicht, die mit herkömmlichen Herstellungsverfahren mithalten können.
Experten sind sich einig, dass in den nächsten zwanzig Jahren 3D-Druckzentren in der Nähe der Absatzmärkte Fuß fassen werden. Dort können individuelle Kundenwünsche bei der Produktion berücksichtigt, das Design entsprechend angepasst und die Ware vor Ort ausgedruckt werden. Die dezentrale Produktion wirkt sich auch auf die Logistik aus: Mit dem Rückgang der Massenproduktion nehmen Transporte über weite Entfernungen ab, zugleich nehmen die individuellen Lieferverkehre auf der letzten Meile zu. Durch das Bündeln von Sendungen und eine bessere Auslastung der Lkws versuchen die Zusteller, Transporte zu reduzieren.
Chancen bietet der 3D-Druck auch für das Ersatzteilgeschäft, vor allem hinsichtlich langfristiger Gewährleistungspflichten: Ersatzteile über mehrere Jahre zu lagern, kostet Geld. Zudem werden manche Ersatzteile nach langer Lagerung unbrauchbar und müssen entsorgt werden – etwa wenn Maschinen und Anlagen weiterentwickelt werden und ältere Ersatzteile nun nicht mehr passen. Diese Probleme können gelöst werden, wenn sich die Ersatzteile 3D-drucken lassen. Sind Baupläne nur noch digital archiviert, reduzieren sich die Bestände und es braucht weniger Lagerfläche. Ersatzteile für Werkzeuge und Maschinen mit verbesserten Funktionen lassen sich digital anpassen und werden erst dann ausgedruckt, wenn der Kunde sie braucht, nicht früher. Das spart Material und Ressourcen.
Der „Wert einer Ware“ wird künftig also womöglich in einer digitalen Datei stecken. Daraus ergibt sich eine große Herausforderung: der Schutz des geistigen Eigentums. Hersteller benötigen dazu Mittel und Wege, beispielsweise Kopierschutzmechanismen und eine sichere Vergabe von Lizenzrechten. Der 3D-Druck ist jedoch noch so jung, dass die Rechtsprechung hinterherhinkt. Dennoch wird der Marktanteil der additiven Fertigung weiter wachsen, auch wenn er wohl nicht in allen Bereichen einziehen wird. •
AEB-Hörbuch zum Thema: www.industrieanzeiger.de/AEB
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