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Das industrielle Metaverse: Herausforderungen und Chancen

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Das industrielle Metaverse: Herausforderungen und Chancen

Das industrielle Metaverse: Herausforderungen und Chancen
Das Metaverse kombiniert unsere bekannte physische Realität mit einer virtuellen, erweiterten digitalen Umgebung, um eine neue immersive Erfahrung zu schaffen. Bild: Deemerwha studio/stock.adobe.com

Ist es die nächste industrielle Revolution oder doch nur heiße Luft? Auch wenn das Metaverse und seine tatsächlichen Potenziale kontrovers diskutiert werden, ein Milliardenmarkt ist es schon heute. Fast täglich entstehen neue Anwendungsszenarien in verschiedensten Lebensbereichen und Branchen. Vor welchen konkreten Herausforderungen steht das Metaverse? Und welche Chancen bieten sich insbesondere im Industrieumfeld?

Gregory Van Keirsbilck und Eddy Peeters, beide Principal CRM Consultant bei C-Clear Partners, a valantic company

Das Metaverse kombiniert unsere bekannte physische Realität mit einer virtuellen, erweiterten digitalen Umgebung, um eine neue immersive Erfahrung zu schaffen. Was vor einigen Jahren noch als reine Science-Fiction galt, wird von vielen führenden Marktforschungsinstituten inzwischen als Milliardenmarkt beziffert.

Doch die Metaverse-Technologie polarisiert. Während die einen sie als Top-Technologietrend für 2023 listen, werten andere sie als überzogenen Hype ab. Der Hauptgrund für das kontroverse Meinungsbild liegt darin, dass die Technologie noch nicht ausgereift ist und immer noch mit Wachstumsschmerzen und Herausforderungen zu kämpfen hat.

Was sind die wesentlichen Hürden?

– Fehlende Standards: Es gibt nicht das eine Metaverse. Technologieriesen wie z. B. Meta und Microsoft kämpfen noch immer um die Vorherrschaft für einen weltweiten Standard. So fehlt es weiterhin an Interoperabilität und einer zusammenhängenden Metaverse-Welt. Die Folge: Solange entsprechende Standards fehlen, halten sich viele Unternehmen mit Investitionen zurück.

– Technologische Hürden: Einerseits reicht die Rechenleistung in vielen Metaverse-Welten noch nicht aus, um Millionen von Nutzern weltweit und die zunehmenden grafischen Details zu bewältigen. Andererseits unterscheiden sich Nutzererlebnisse nach wie vor stark, je nachdem welche Hardware genutzt wird.

– Geringe Akzeptanz in einzelnen Altersgruppen: Bisher sind viele Altersgruppen nur sehr zurückhaltend im Metaverse vertreten. Das ist eine Herausforderung für Marken, die in das Metaverse investieren wollen. Sie müssen ihre Produktmarketingstrategien neu erfinden, ohne dass die generelle Markenwahrnehmung dabei Schaden nimmt.

– Mangelnde Inklusion: Für den Zugang zu Metaverse-Welten wird geeignete Hardware benötigt, die derzeit noch relativ teuer in der Anschaffung ist. Hinzukommt, dass die meisten VR/AR-Brillen nicht für Menschen mit Sehbehinderungen oder Epilepsie geeignet sind.

– Soziale Herausforderungen: Zu den größten Problemen des Metaversums gehören die Auswirkungen dieser Technologie auf die Fähigkeit der Menschen, in der physischen Realität von Angesicht zu Angesicht zu interagieren. Dies gilt insbesondere für die jüngeren Generationen, die mit dieser Technologie aufwachsen und ohnehin bereits durch eine langjährige Pandemie in ihrem Bewegungsspielraum in der Welt eingeschränkt waren.

Chancen und Anwendungsfälle im Industrieumfeld

Den genannten Herausforderungen und Wachstumsschmerzen des Metaverse stehen weitreichende Potenziale und eine Vielzahl existierender Anwendungsfälle gegenüber. Einzelne Lebensbereiche und Branchen sind dabei weiter fortgeschritten als andere.

Generell haben sich – beschleunigt durch die Covid-Pandemie – immer mehr Unternehmen und Marken in den letzten Jahren auf die Digitalisierung ihres Kundenerlebnisses fokussiert. Dies hat das Metaverse zweifellos beflügelt.

Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR) und andere multisensorische Technologien ermöglichen ein tieferes Eintauchen in die digitale Welt und unsere Online-Aktivitäten. Nachdem Metaverse-Konzepte zunächst vor allem in der Spiele- und Unterhaltungsbranche auf dem Vormarsch waren, gibt es inzwischen auch im industriellen Umfeld diverse Einsatzszenarien.

Vorausschauende Wartung: Digitaler Zwilling macht’s möglich

Besonders im Fokus stehen hier der digitale Zwilling und Blockchain-Technologien. Ziel ist es unter anderem, die Produktivität, Qualität und Sicherheit durch multisensorische Unterstützung zu optimieren und zu verbessern. Die Grundidee dabei: Reale Geräte, Produkte, Maschinen oder Anlagen werden mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die alle Aktivitäten des Objektes selbst, aber auch zusätzliche Umgebungsfaktoren wie z. B. Wetterbedingungen, erfassen. Diese Daten fließen anschließend in ein virtuelles Abbild: den digitalen Zwilling.

Im Metaverse werden digitale Zwillinge genauso lebendig wie ihre physischen Vorbilder. Sie werden mithilfe von VR- und AR-Technologien nicht nur visualisierbar, begehbar und erlebbar, sondern in der Umgebung des Metaverse mit anderen digitalen Zwillingen in Beziehung gesetzt.

Durch die Anwendung der in der physischen Realität gesammelten Daten und ihre Extrapolation in die Zukunft können zum Bespiel produzierende Unternehmen vorhersagen, wann eine Maschine gewartet werden muss, welche spezifischen Teile dabei relevant sind oder ausgetauscht werden müssen und welche Fachkräfte sie dafür benötigen.

Diese spezielle Technik wird bereits heute von Boeing bei ihren Flugzeugtriebwerken eingesetzt. Auf diese Weise wird ein bestimmter Wartungstechniker zur richtigen Zeit am richtigen Gate des richtigen Flughafens auf der ganzen Welt eingesetzt, und zwar dank des vorausschauenden Wartungsprozesses.

Die Produktionslinie optimieren mit IoT-Sensordaten

Siemens hat sich mit NVidia zusammengetan, um ihre Technologien Omniverse und Tecnomatix zu kombinieren, was ebenfalls dazu beigetragen hat, den digitalen Zwilling im industriellen Metaverse voranzutreiben. Ihre Partnerschaft ermöglichte die Erstellung vollständiger digitaler Zwillinge von Produktionslinien in Fabriken.

Angetrieben durch IoT-Sensordaten der physischen Produktionslinie ermöglicht der digitale Zwilling neben der vorausschauenden Wartung auch Optimierungen in der Produktionslinie selbst.

Konkret kann dies bedeuten, dass identifizierte, leistungsschwache Schritte in der Kette geändert werden können, indem zunächst Anpassungen im digitalen Zwilling simuliert werden. So vermeiden Unternehmen, dass die Produktionslinie selbst physisch verändert werden muss.

Änderungen am Fertigungsprozess selbst, z. B. neue Teile, können zunächst im digitalen Zwilling getestet werden, um die Auswirkungen zu bewerten. Diese Techniken wurden untersucht und haben eine erstaunliche Steigerung von über 90 Prozent der Effektivität der Originalausrüstung, der Zuverlässigkeit und der Betriebszeit ergeben.

Den Weg aus dem Experimentiermodus finden

Sollte das Metaverse noch als Zukunftstrend betrachtet werden? Dafür spricht, dass in den letzten Jahren viele Marken mit den neuen Möglichkeiten experimentiert haben und die Geschwindigkeit, in der neue Use Cases angekündigt und veröffentlicht werden, weiterhin hoch ist.

In Anbetracht der genannten Herausforderungen stellt sich jedoch die Frage, inwiefern es der Technologie selbst und auch den damit verbundenen Unternehmen und Marken gelingen wird, diesen Experimentiermodus eines Tages zu verlassen und zu Ansätzen und Standards überzugehen, die diese Technologie auf Dauer in der B2B- und B2C-Welt verankern.

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