Das „Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität“ wurde Anfang Dezember in Berlin im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer feierlich eröffnet. Der großflächige Einsatz von Photovoltaik auf Dach- und Fassadenflächen des Gebäudes und eine hocheffizienten Wärmepumpe erzeugen hohe Energiegewinne. Diese lokal aus erneuerbaren Quellen erzeugte Energie deckt den Bedarf des Hauses komplett. Zudem minimieren die Isolierung der Gebäudehülle und die optimierte Gebäudetechnik die Wärmeverluste. So bleibt sogar noch genug Energie übrig, um damit Elektrofahrzeuge laden zu können.
Das nach nur einem Jahr Planungs- und Bauzeit fertig gestellte Gebäude auf dem Gelände des Bundesbauministeriums in Berlin ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, den das Ministerium Ende 2010 durchgeführt hatte. Ziel war es, anhand eines architektonisch attraktiven Pilotprojekts den Stand der Entwicklung von energieeffizienten, nachhaltigen Gebäuden aufzuzeigen, bei denen Elektromobilität integraler Bestandteil des Gebäudekonzepts ist. Der Entwurf, den die Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung von Prof. Werner Sobek aus Stuttgart eingereicht hatte, wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Mitglieder der Arbeitsgruppe waren unter anderem das Büro Werner Sobek, die Firma WSGreenTechnologies und das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart. Der prognostizierte Energiebedarf des Hauses und der Elektrofahrzeuge liegt deutlich unter dem erwarteten Energieertrag von mehr als 16.000 KWh pro Jahr. Damit generiert das Haus mehr Energie als durch Nutzer und Fahrzeuge verbraucht wird.
Das Effizienzhaus Plus zeichnet sich aber nicht nur durch sein hervorragendes Energiekonzept aus. Ein Rückbau- und Recyclingkonzept ermöglicht den sorgsamen Umgang mit Rohstoffen. Das Haus wird so zu einem Ressourcenlager, das bei einem eventuellen Rückbau fast vollständig wiederverwertet werden kann. So wurde beispielsweise auf das Verkleben einzelner Schichten oder verschiedener Bauteile weitgehend verzichtet, um bei einem späteren Rückbau eine möglichst sortenreine Trennung zu erreichen.
Das architektonische Konzept beruht auf einer Dreiteilung: Das sogenannte Schaufenster, dass der öffentlichen Straße zugewandt ist und an dem sich Interessierte über das Haus und seine Eigenschaften informieren können. In der Mitte befindet sich der Energiekern, der alle technischen Funktionen des Hauses beherbergt. Die Wohnräume sind auf der von der Straße abgewandten Seite des Gebäudes. Durch die vollflächige Verglasung der Ost- und Westseite entsteht ein großzügiges Raumgefühl, und es gelangt viel Tageslicht in das Gebäude. Ein außen liegender beweglicher Sonnenschutz verhindert im Bedarfsfall eine Überhitzung des Gebäudes. Wo erforderlich, wird das Haus durch energieeffiziente, dimmbare LEDs beleuchtet. Dem Schaufenster kommt eine besondere Funktion zu, es bildet eine Schnittestelle zwischen Mobilität und Immobilie. Hier parken die Elektrofahrzeuge des Hauses und können berührungslos aufgeladen werden.
Im Planungs- und Realisierungsprozess untersuchten die Ingenieure das Gebäude fortlaufend mittels dynamischer gekoppelter Anlagen- und Gebäudesimulationen. Dieses Vorgehen führte zur Optimierung des Gebäudes im Hinblick auf Komfort und Energieeffizienz. Um weitere Erfahrungswerte zu sammeln, soll das Haus einige Zeit von einer Modellfamilie bewohnt werden. Nach einer Standzeit von maximal drei Jahren soll das Gebäude vollständig zurückgebaut und wiederverwertet werden.
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