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„Die Effekte können enorm sein“

Energieeffizientes Gebäudemanagement birgt hohe Einsparpotenziale
„Die Effekte können enorm sein“

„Die Effekte können enorm sein“
„Beim Thema Energiemanagement muss man als Unternehmen kontinuierlich am Ball bleiben.“
Wenn Unternehmen ihre Produktionslinien in Sachen Stromverbrauch auf Herz und Nieren prüfen, übersehen sie oftmals ein entscheidendes Detail: das Gebäude, in dem die Anlage steht. Dabei bergen zahlreiche deutsche Fabrikhallen ein erhebliches Einsparpotenzial, sagt Dr. Gesa Köberle, Prokuristin der Dekra Industrial und Leiterin des Competence Centers für Nachhaltigkeit. Die Prüfgesellschaft bietet Unternehmen unter anderem Hilfestellung beim Thema Energiemanagement.

Frau Dr. Köberle, wie gefragt ist Ihr Angebot derzeit?

Wir haben noch nie so viele Anfragen zum Thema Energiemanagement gehabt wie in den letzten Wochen. Einer der Gründe ist die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, welches zum 1. Januar 2012 in Kraft tritt. Außerdem fürchten viele Unternehmen, dass sie den im Stromsteuergesetz verankerten Spitzenausgleich ab 2013 nur noch erhalten, wenn sie ein zertifiziertes Energiemanagementsystem vorweisen können. Wir gehen auch davon aus, dass der Gesetzgeber hier entsprechende Regeln einführen wird.
Wie hoch ist die Bereitschaft der Unternehmen, sich mit dem Thema Energieeffizienz im Gebäudebereich auseinanderzusetzen?
Im Gebäudemanagement ist die Sensibilisierung noch nicht so hoch wie im Produktionsbereich, da der Energieverbrauch gleichmäßiger verteilt und im Verhältnis deutlich geringer ist, als beispielsweise in einer Fertigungslinie. Viele Unternehmen ahnen zwar, dass hier ein großes Potenzial schlummert, aber die Bereitschaft, einen Experten von außen hinzuzuziehen, ist in diesem Bereich noch geringer.
Gibt es überhaupt einen Markt für energieeffizientes Gebäudemanagement in Deutschland?
Ja, denn bautechnisch haben wir hauptsächlich Bestand in Deutschland. Die Gebäude werden hier nach dem Motto „To be there to last“ errichtet. Das heißt, dass wir nicht nur zahlreiche Gebäude haben, bei denen Optimierungsbedarf herrscht, sondern auch, dass die Effekte, die man mit einer Optimierung erreichen kann, enorm sind.
Wo liegen Ihrer Erfahrung nach die größten Verlustbringer?
Zu den größten Schwachstellen zählt die Gebäudehülle. Denn mangelnde Dämmung oder undichte Fenster können sehr viel Energie kosten. Gerade im Industriebereich gibt es oftmals noch verhältnismäßig alte Fenster, die einfach unheimlich viel Wärme entweichen lassen. Ein weiteres Thema ist die Heizungstechnik. Hier gibt es oft Anlagen, die nicht nur alt, sondern auch völlig überdimensioniert sind. Auch die Beleuchtung ist in vielen Betrieben ein möglicher Energiefresser.
Welche Unternehmen haben einen besonders hohen Nachholbedarf beim Thema Energieeffizienz?
Die Potenziale sind zunächst einmal bei allen gleich. Die Kapazitäten, die Unternehmen intern haben, um selbst am Thema Energieeffizienz zu arbeiten, sind dagegen unterschiedlich. Die großen Konzerne nehmen uns oft mit an Bord, weil sie zum Beispiel ein Energiemanagementsystem aufbauen wollen. Dafür benötigen sie zusätzliches Personal, das beispielsweise die dafür notwendigen Strukturen schafft. Ein weiterer Vorteil ist, dass unsere Berater die Dinge mit einer anderen Sichtweise angehen, als ein Mitarbeiter der schon seit 10 oder 15 Jahren im gleichen Unternehmen arbeitet. Wir sehen verschiedene Firmen und haben deshalb unterschiedliche Ansätze und Lösungen und können daher die eine oder andere Empfehlung aussprechen.
Und wie sieht es mit den kleinen und mittelständischen Unternehmen aus?
Bei kleinen und mittelständischen Firmen machen oftmals ein paar wenige Leute alles. Der Geschäftsführer arbeitet quasi selbst von morgens bis abends mit. An der Stelle können wir natürlich mit unserem Personal helfen. Wir zeigen, wo die größten Einsparpotenziale liegen: Ist es das Fenster? Das Heizungssystem? Oder gar die Druckluft? Könnte die Firma vielleicht einen anderen Energieträger nutzen? Macht ein Blockheizkraftwerk oder Photovoltaik Sinn? Im nächsten Schritt helfen wir ihnen zu identifizieren, ob es Fördermöglichkeiten gibt.
Welche Vorteile haben die Unternehmen über den Einspareffekt hinaus?
Wir optimieren ökologisch, sozial und auch ökonomisch. Dem Unternehmen hilft es nicht, wenn alles optimiert, aber dadurch kein Geld mehr in der Kasse ist. Das ist nicht nachhaltig. Die Preise für Energie werden steigen, das steht außer Frage. Das heißt, Unternehmen, die sich jetzt bereits mit dem Thema Energieeffizienz auseinandersetzen, haben einen Vorsprung. Denn früher oder später werden sie es per gesetzlicher Vorgabe machen müssen oder weil der Wettbewerb es verlangt. Darüber hinaus ist das Thema auch für die Mitarbeiter interessant. Denn wenn sich ein Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzt, erhöht das in der Regel auch die Glaubwürdigkeit, sowohl nach außen als auch innerhalb der eigenen Belegschaft.
Wie können Unternehmen, die sich bisher nur wenig mit Energieeffizienz im Gebäudebereich beschäftigt haben, in das Thema einsteigen?
Um Unternehmen für das Thema noch stärker zu sensibilisieren, haben wir ein so genanntes Energieeffizienzportal. Das haben wir nicht selbst erfunden, sondern es wurde von der Energy Globe Foundation entwickelt. Wir haben es für Deutschland angepasst und werden es auch noch für weitere Länder anpassen. Hier sind auch kleine und mittelständische Unternehmen abgebildet. In dem System werden beispielsweise für einen kleinen Produktionsbetrieb die wesentlichen, energiebeeinflussenden Faktoren erfasst und dann bekommt das Unternehmen einen Benchmark. Dieser gibt einem Unterstützung: Verbrauche ich jetzt genauso viel wie ähnliche Betriebe oder bin ich vielleicht sogar besser?
Gibt es einen finanziellen Anreiz?
Es gibt für Unternehmen die Möglichkeit, sich beispielsweise eine Initial- oder Detailberatung fördern zu lassen. Die Initialberatung ist eine Aufnahme erster Schwachstellen und das Identifizieren von Einsparpotenzialen und möglichen Quick Wins. Sie wird zu 80 Prozent von der KfW Bank gefördert. Bei der Detailberatung geht es schon richtig in die Amortisationsrechnungen und dergleichen. Hier werden bis zu 60 Prozent gefördert. Diese Konditionen gelten jedoch ausschließlich für kleine und mittelständische Betriebe. Darunter fallen Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro beziehungsweise einer Jahresbilanzsumme von weniger als 43 Millionen Euro.
Bestehen auch Fördermöglichkeiten für größere Unternehmen?
Für die größeren Unternehmen gibt es oft nur Investitionsförderungen, also keine Subventionen für die Beratung an sich. Die besondere Ausgleichsregelung für stromintensive Betriebe nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ist zum Beispiel an ein zertifiziertes Energiemanagementsystem gekoppelt – das kann man auch als eine Art Honorierung für Effizienzmaßnahmen sehen. Darüber hinaus gibt es von Bundesland zu Bundesland verschiedene Fördertöpfe für Energiemaßnahmen, beispielsweise für neue Heizungs- oder Lüftungsanlagen. Auch hier haben wir als Dienstleister einen guten Überblick.
Welche Zahlungsmodelle gibt es bei der Beratung?
Für kleine und mittelständische Unternehmen orientieren wir uns an den Vorgaben der KfW Bank, das heißt für eine Initialberatung wird ein Beratungshonorar von 1600 Euro fällig. Bei einer Detailberatung können es aber auch schon mal bis zu 8000 Euro werden. Für größere Betriebe haben wir dagegen keine Pauschalsätze. Da hängt es dann unter anderem von der Größe des jeweiligen Unternehmens ab. Wenn wir zum Beispiel allein schon fünf Tage für eine Begehung benötigen, richtet sich der Preis dann beispielsweise nach Tagessätzen.
Weitere Informationen: www.dekra.de/energieeffizienz
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