Dass Norwegen weit mehr zu bieten hat als Fjorde, Polarlichter und Black Metal, ist längst kein Geheimnis mehr: Bei Elektroautos und der Digitalisierung ist das skandinavische Land ganz vorne mit dabei und gilt als beispielhaft in Sachen Klimaschutz, weil es fast 100 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen bezieht. Aber wie passt das zusammen mit der Tatsache, dass es gleichzeitig eine der größten Erdölnationen ist?
Ende der 1960er Jahre begann das Öl zu sprudeln und entwickelte sich schnell zum wichtigsten Wirtschaftszweig, der dem Land zu seinem immensen Reichtum verhalf. Angesichts der Klimakatastrophe hat sich Norwegen aber auch verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 bis 55 % zu reduzieren. Funktionieren soll das mit „Langskip“, einem Projekt zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2. Dieses Verfahren wird „Carbon Capture and Storage“ genannt, kurz CCS.
Doch was passiert mit dem Öl? Öl dient hier in erster Linie als Einnahmequelle, indem es in andere Länder exportiert und dort verbraucht wird und sich schlussendlich auch dort in den jeweiligen Klimabilanzen niederschlägt. Das Öl fliesst also inklusive der Emissionen ins Ausland und die Einnahmen in die Entwicklung der Industrie. So hat sich Norwegen schnell zum führenden Land für nachhaltige Technologien und Innovationen entwickelt — insbesondere bei erneuerbaren Energien, Elektromobilität und grüner Infrastruktur.
Als diesjähriges Partnerland nutzt Norwegen die Hannover Messe, um sich unter anderem als innovativer und zuverlässiger Energiepartner zu präsentieren. „Es ist für Norwegen eine große Ehre, Partnerland der Hannover Messe zu sein. Norwegen verfügt über hochqualifizierte Arbeitskräfte, eine fortschrittliche Industrie und Energietechnologie sowie ein hohes Maß an Vertrauen und Stabilität, das macht uns zu einem wichtigen Partner für den grünen Wandel und zu einem der attraktivsten Länder der Welt für Unternehmen. Wir freuen uns sehr über die Gelegenheit, die norwegische Art des Geschäftemachens sowie das zu präsentieren, was Norwegen insgesamt zu bieten hat“, sagte Jan Christian Vestre, norwegischer Minister für Handel und Industrie, bei der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding in Berlin. Mit der Wahl eines Partnerlandes werden die Beiträge einer bestimmten Nation zum industriellen Fortschritt gewürdigt. Darüber hinaus stehen die aktuellen Geschäftsmöglichkeiten im Fokus.
„Mit dem Partnerlandauftritt Norwegens wird die enge europäische Zusammenarbeit in Energie- und Klimafragen weiter gestärkt. Gemeinsam können wir die Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben und auf der Hannover Messe die notwendigen Weichen stellen. Dazu dient unter anderem die Norwegisch-Deutsche Energiekonferenz, die am zweiten Messetag stattfinden wird“, ergänzt Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. „Dort wird es insbesondere darum gehen, die Geschäftsmodelle der Wasserstoff-Wirtschaft zu konkretisieren, um auf dieser Basis Investitionssicherheit für die notwendige Infrastruktur der Erzeugung, des Transports, der Speicherung und der Verteilung zu schaffen.“
Durch das EWR-Abkommen ist Norwegen vollständig in den europäischen Binnenmarkt integriert, was einen nahtlosen Fluss von Handel und Investitionen zwischen Norwegen, Deutschland und anderen Mitgliedern der Europäischen Union ermöglicht. Norwegen und Deutschland pflegen eine bedeutende Handelsbeziehung und haben eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Klima, erneuerbare Energien und grüne Industrie geschlossen, um ihre Zusammenarbeit in grünen Transformationen zu vertiefen.
Im Pavillon Norwegens in Halle 12 präsentieren führende norwegische Unternehmen Produkte und Lösungen für die Energiewende und eine nachhaltige Industrie. Der Pavillon ist eine zentrale Anlaufstelle für die norwegische Präsenz auf der Hannover Messe und beherbergt Aussteller aus den Bereichen Energie, Prozessindustrie, Batterie-/Ladelösungen und Digitalisierung. Ein Networking-Programm fördert die Zusammenarbeit zwischen norwegischen und internationalen Unternehmen und präsentiert Geschäftsmöglichkeiten für internationale Investoren. Ergänzend zum Programm findet am 23. April die Norwegisch-Deutsche Energiekonferenz „Renewable Dialogue – North Sea Energy Hub“ statt. Dort wird über die Energiewende mit Fokus auf politische Rahmenbedingungen sowie technologische Entwicklungen und Anwendungen diskutiert. Köckler: „In Europa ist Norwegen ein Kraftzentrum für Energie und Digitalisierung. Und passt damit perfekt zur Hannover Messe.“ Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre wird die Messe gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnen.
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