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Schwere Presse erfordert Neubau

550 Tonnen Eigengewicht, 2500 Tonnen Presskraft
Schwere Presse erfordert Neubau

Hallenbau | Um in Zukunft auch Seitenwandrahmen-Prototypen für die Automobilindustrie herstellen zu können, benötigt die Firma KBW eine schwere Tryout-Presse – und lässt dafür eigens eine neue Halle bauen.

Die KBW GmbH & Co. KG ist seit fast 20 Jahren im Werkzeugbau und der Anfertigung von Prototypenteilen tätig. „In der Herstellung von Prototypenteilen für die Automobilindustrie haben wir vor 19 Jahren mit einfachen Haltern begonnen und dann mit der Zeit erst größere Bauteile, Untergruppen, Außenhautteile und schließlich Türen und Frontklappen ins Programm aufgenommen“, erzählt Gründer und Geschäftsführer Richard Wagner.

Im September soll nun eine moderne Tryout-Presse angeschafft werden. Da am bisherigen Unternehmensstandort im bayerischen Rohrbach ein Betrieb der Presse aus Platzgründen nicht möglich wäre, lässt das Unternehmen nun eigens in einem benachbarten Gewerbegebiet eine 2760 m² große Halle inklusive dreigeschossigem Verwaltungsbau mit einer Geschoßfläche von 1140 m² errichten. Für den Bauherrn war neben der Berücksichtigung der speziellen Anforderungen des Pressen-Betriebs vor allem eine vorausschauende und langfristige Projekt-Planung, die auch eine wechselnde Nutzung sowie potenzielle Erweiterungen auf dem insgesamt 25 000 m² großen Grundstück einschließt, entscheidend. Daher beauftragte die Bauherrschaft die im Bereich der Projektentwicklung, Planung und Ausführung tätigen Spezialisten von hoch3 Gewerbebau. Bei dem im März begonnenen Vorhaben wurden bisher allein für das Pressenfundament samt Wartungsschacht circa 270 m³ Beton und circa 40 t Bewehrungsstahl verbaut.
„Der entscheidende Faktor für die Konstruktion ist die Presse selbst. Sie hat eine Presskraft von 2500 t, ein Eigengewicht von 550 t, eine Grundfläche von 80 m² und eine Höhe von 9,40 m. Das schwerste Werkzeuggewicht, das dort bearbeitet wird, beträgt 58 t“, erläutert Wagner. „Wir benötigen in der Halle außerdem einen Kran, der mindestens 63 t heben und über die Presse fahren kann.“ Zudem sollen eventuell zwei weitere Pressen sowie Fräsmaschinen aufgestellt werden. Auch eine ZSB-Abteilung soll im Neubau unterkommen. „Außerdem soll sich die Lärmbelastung in Grenzen halten und ein angenehmes Arbeiten möglich sein.“ Der verwendete Porenbeton sowie das Akustikblech der Hallenbedachung sorgen für gute Schallabsorption.
Konstruktion muss negative Auswirkungen auf den Betrieb der Presse vermeiden
Mit einer Grundstückgröße von 25 000 m² hält sich der Automobilzulieferer jedoch gleichzeitig die Möglichkeit für spätere Erweiterungen offen. Ein vorausschauendes Konzept für das gesamte Gelände war daher besonders wichtig. Um dies sicherstellen zu können, vergab der Bauherr zunächst einen Planungsauftrag an das Team von hoch3 Gewerbebau. „Mit diesem Auftrag haben wir uns noch auf nichts festgelegt, konnten aber gleichzeitig unsere Chancen wahren, während der Planung selbst Einfluss auf Funktion und Qualität des Gebäudes zu nehmen“, so Wagner weiter.
„Im Idealfall beginnt unsere Beratung bei einer Beauftragung, bevor sich der Bauherr für ein Grundstück entscheidet“, erklärt Michael Schings, Niederlassungsleiter von hoch3. „Wir bewerten das Baugrundstück vor dem Kauf hinsichtlich seiner Eignung für die geplante Baumaßnahme.“ Neben Verkehrsanbindung, Topographie, Baumbestand, Altlasten, Grunddienstbarkeiten und ähnlichem fließt auch der Bebauungsplan mit seinen Festsetzungen in die Bewertung ein.
Die Halle musste so konstruiert werden, dass negative Auswirkungen des Betriebs der Presse vermieden werden können: „Die Presse bewegt inklusive Werkzeug ein Gewicht von bis zu 140 t und zwar mit einer Geschwindigkeit von 400 mm/s“, so Wagner. Die im Bereich der Presse arbeitenden Mitarbeiter müssen daher ausreichend vor den dynamischen Belastungen geschützt werden. Die Schwingungen aus dem Betrieb der Presse oder der Brückenkrananlagen dürfen außerdem weder andere Geräte wie Präzisionsfräsmaschinen oder Laser beeinträchtigen, noch Einfluss auf andere Bereiche wie die Verwaltung mit den CAD-Konstruktionsbüros haben.
Auch eine effiziente Energienutzung war für den Bauherrn essentiell: So wurde auf optimierte Dämmwerte der Gebäudehüllen geachtet, wobei gleichzeitig relevante Faktoren wie der sommerliche Wärmeschutz berücksichtigt wurden. Um einen hohen Anteil des Strombedarfs der Produktion selbst decken zu können, werden auf den Gebäudedächern Photovoltaikanlagen angebracht. Durch eine Ost-West-Ausrichtung der sehr flach geneigten Elemente sollen ganztägig Energiegewinne erzielt werden. „Wir planen außerdem eine Wärmerückgewinnung aus den Maschinen und Anlagen über einen Grundwasser-Kühlkreislauf“, so Wagner. „Allein die große Presse hätte bei einer normalen Kühlung einen Strombedarf von 60 kW, die auf diese Weise eingespart werden könnten.“ (ah) •
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