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Maschinen zeigen sich praxisnah

Software gibt Robotern den letzten Schliff
Maschinen zeigen sich praxisnah

Nur zögernd heben sich die Vorhänge für die Messepremieren der Roboterhersteller. Dennoch wird die Factory Automation 2002 reichlich Neuheiten bieten. Spezifische Eigenarten von Robotern resultieren immer häufiger aus Software für die Robotersteuerung.

Bernhard Foitzik ist Fachjournalist in Neustadt an der Weinstraße

An Innovationsfreude mangelt es den Roboterherstellern nicht. Die Ausstellungsschwerpunkte der Branche auf der Factory Automation sind zwar unterschiedlich, lohnen aber, direkt in Augenschein genommen zu werden. Die Stäubli Tec-Systems GmbH, Bayreuth (Halle 17, Stand B52), bringt nach Hannover die neue Robotersteuerung CS 8 mit. Premiere hatte sie bereits auf der Sinsheimer Montagemesse Motek im Herbst.
Die Entwicklung einer eigenen Steuerung sei für Stäubli die Voraussetzung, zusätzliche Applikationsbereiche zu erschließen, heißt es aus dem Unternehmen. Die CS 8 arbeitet mit einem neuen Betriebssystem und der Programmiersprache VAL 3. Hohe Benutzerfreundlichkeit, einfache Programmierung, Inbetriebnahme und Überwachung der Roboter seien die charakteristischen Kriterien. Soll mit PC auf die Robotersteuerung zugegriffen werden, reichen einfache, standardisierte Tools aus, wie OPC, DLL oder Actice X. Zeitgemäß ist die Möglichkeit, die Zellenkommunikation über gängige Feldbussysteme zu führen.
Neue Software präsentieren in Hannover einige Roboterhersteller. Es dominieren Programme, die den Einsatz und Betrieb von Robotern einfacher und sicherer machen sollen. Gleich ein ganzes Paket mit neuen oder verbesserten Funktionen gibt es von der ABB Manufacturing & Consumer Industries GmbH, Friedberg (Halle 17, Stand C52). Dazu gehören beispielsweise Kollisionserkennung, bei der eine programmierte Bahn und Parameter der Antriebe mit den vorausberechneten Bewegungen eines dynamischen Modells verglichen werden. Überschreiten die Momente an den Achsen einen bestimmten Wert, stoppt der Roboter. Mit der Zunahme von Netzwerk-Verbindungen und Fernwartung bekommt der Virenschutz der Robotersteuerung zusätzliche Aktualität. ABB bietet ein neues Modul zum Virencheck an.
Um Sicherheit geht es auch bei der neuen Funktion Safe Production der Reis Robotics GmbH in Obernburg (Halle 17, Stand E22). Am praktischen Beispiel wird gezeigt, wie ein dauerhafter Aufenthalt eines Anlagenbedieners in der Roboterzelle während des Automatikbetriebs möglich ist, ohne die Person zu gefährden. Diese Sicherheitsfunktion ist in die Robotersteuerung Robotstar V integriert. Hält sich der Bediener in der Nähe des Roboters auf, um einen laufenden Prozess zu beobachten oder in ihn einzugreifen, reduziert die Steuerung die Achsgeschwindigkeiten.
Die Kawasaki Robotics GmbH, Neuss, präsentiert in Halle 17 auf ihrem Messestand C50 ein Softwaremodul, mit dem der Anwender mehrere Roboter vernetzen kann. Anschaulich soll die Funktion von zwei Robotern in Szene gesetzt werden, die sich einen Ball zuspielen. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Japan/ Korea lässt grüßen. Mit Hilfe dieser Software lassen sich bis zu acht Roboter miteinander synchronisieren, wobei ein Roboter als Master den anderen Geräten den Takt vorgibt.
Bei der Fanuc Robotics Deutschland GmbH (Halle 17, Stand C34) heißt dieselbe Funktion Robot Link. Sie ist bereits bei Automobilherstellern in Japan im Einsatz, wird aber in Hannover zum ersten Mal auf der Messe gezeigt. Vier R-2000iA-Roboter bewegen einen Opel Speedster, um die synchrone Arbeitsweise der vier Geräte zu demonstrieren. Die Neuhausener bringen aber auch ganz neue Softwaretools mit zur Messe, wie Robo-Guide, eine 3D-Planungs-und-Simulations-Software. Mit diesem Tool lassen sich Echtzeitversuche fahren und damit in einem frühen Planungsstadium konkrete Erkenntnisse über die Funktionalität einer Zelle gewinnen.
Mehr bekannte als neue Roboter werden in Hannover zu sehen sein. Hier wirkt sich aus, dass einige Hersteller nicht mehr auf der Factory Automation ausstellen. Dennoch ist, gemessen am Marktanteil der vertretenen Unternehmen, die Roboterwelt weitgehend präsent. Auffallend ist der Trend zur Praxisnähe; es werden mehr oder weniger konkrete Anwendungen gezeigt. Eine Kombination aus beidem gibt es bei Fanuc: Dort ist der neue Roboter M-420i in eine Palettierapplikation des Systempartners Paal Verpackungstechnik GmbH & Co., Crailsheim, eingebunden. Der Roboter trägt maximal 40 kg und soll bis zu 3000 Zyklen/h schaffen.
Kawasaki stellt einen neuen sechsachsigen 60-kg-Roboter vor, der die F-Serie nach oben ergänzt. Bisher betrug die Traglast maximal 45 kg. Weit ausladend ist am Messestand von Kawasaki auch der vierachsige Palettierroboter mit 250 kg.
Eine interessante Neuentwicklung zeigt Reis Robotics in dem Roboter KRVL 16. Das Gerät hat eine sechsachsige Hybridkinematik, bei der die erste Achse nicht als Dreh- oder Linearachse ausgeführt ist. Der speziell für den Einsatz an Spritzgießmaschinen entwickelte Roboter ist mit seiner linearen Hauptachse in Längsrichtung auf der Maschine angeordnet. Dadurch erstreckt sich sein Arbeitsraum über die gesamte Länge der Spritzgießmaschine. Zum Einlegen oder Entnehmen der Teile greift der Roboter seitlich in die Maschine ein.
Bei ABB dominieren Applikationen der bereits im vergangenen Jahr vorgestellten Power Robots aus der Baureihe IRB 7600. Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend ist der Schwerlastroboter mit 500 kg Traglast. Und es gibt etwas zu feiern bei ABB: Im März wurde der 100000ste Roboter verkauft, der in den USA zum Lichtbogenschweißen eingesetzt werden soll.
Praxisorientiert zeigt die Motoman Robotec GmbH, Allershausen, in Hannover ein Roboter-Twin-System (Halle 11, Stand A41). Das Duo besteht aus den Robotertypen UP 6 und UP 6 Compact, die beide von einer Yasnac XRC gesteuert werden. Die Besonderheit der Anwendung liegt darin, dass die beiden Roboter zwei Rohrelemente aus Aluminium im MIG/MAG-Verfahren an einem stationären Brenner zeigen – und das Ganze ohne Vorrichtungen.
In kleineren Größenordnungen, jedenfalls was die äußeren Abmessungen betrifft, spielt sich das Messegeschehen bei den Scara-Herstellern ab. Die Bosch Rexroth AG, Stuttgart, verzichtet auf die Präsentation von Neuheiten und zeigt Roboter in der Praxis (Halle 23, Stand A20). Dabei können Besucher interaktiv mit einem Roboter arbeiten. Weitere Applikationen mit Bosch-Scaras sind beim Fraunhofer-IPA, Stuttgart (Halle 17, Stand E34), und bei der Manz Automatisierungstechnik GmbH aus Reutlingen zu sehen (Halle 15, Stand F06).
Scaras und kartesische Roboter stellt die Toshiba Machine Ltd., Shizuoka-Ken/Japan, auf der Factory Automation aus (Halle 17, Stand C50). Lieblingskind ist der „Baby-Scara“ SR-424HSP, ausgestattet mit einer Bildverarbeitung und einem Fördersystem. Mit diesem Gerät, so der Hersteller, sollen sehr präzise und sehr schnelle Aufgaben bewerkstelligt werden können. Wahlweise werden die Toshiba-Scaras als Reinraummodelle und zur Deckenmontage angeboten.
Auf niedrige Gewichtsklassen konzentriert sich die Mitsubishi Electric Europe B.V. (Halle 17, Stand E45). Das Unternehmen will seine Marktposition bei Kleinroboter-Systemen in Europa stärken und präsentiert erstmals das gesamte Programm und verschiedene Roboter-Applikationen auf einem eigenen Messestand.
Neben einem umfangreichen Programm an vier-, fünf- und sechsachsigen Ausführungen hat Mitsubishi auch eine besondere Version auf der Messe: Der Doppelarm-Scara wurde speziell für hochpräzise Anwendungen im Mikrohandling entwickelt. Der vierachsige RP-1AH kann Teile mit einer Wiederholgenauigkeit von ± 0,005 mm auf einer Fläche von 150 mm x 105 mm bei einer Zykluszeit für den Pick-and-place-Vorgang von nur 0,28 s platzieren.
Für die Handhabung von Waferscheiben eignet sich der AR-WL 180 CL der Hirata Robotics GmbH (Halle 17, Stand F44). Das Modell erweitert die Reinraum-Roboter-Serie der Mainzer und findet auf 200 mm x 160 mm Platz – laut Hirata 40 % weniger als üblich. Dadurch sinkt der Widerstand für die im Reinraum notwendige Laminarströmung.
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