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Outsourcing wird fester Bestandteil des Einkaufs

38. BME-Symposium Einkauf und Logistik in Berlin
Outsourcing wird fester Bestandteil des Einkaufs

Die Beschaffung im Unternehmen wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern. Das Auslagern von Einkaufsleistungen war eines der zentralen Themen des diesjährigen BME-Kongresses in Berlin.

Von unseren Redaktionsmitgliedern Susanne Schwab und Jens-Peter Knauer susanne.schwab@konradin.de jens-peter.knauer@konradin.de

Über 1200 Teilnehmer konnte der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) zu seinem Symposium Einkauf und Logistik aktivieren. Die Veranstaltung, die heuer zum 38. Mal stattfand, stand unter dem Motto: Rendite steigern. „Wir haben das Motto unseres Symposiums mit Bedacht gewählt – bringt es doch genau das zum Ausdruck, worauf es heute ankommt“, erläutert Ulrich Fricke, Vorstandsvorsitzender des BME, in seiner Eröffnungsrede.
„Die derzeitige Wirtschaftslage fordert die Unternehmen wie selten zuvor“, so Fricke. In den vergangenen Jahren hätten viele Unternehmen strukturelle Bereinigungen im Portfolio und in Bilanzen vorgenommen. Mittlerweile seien die Firmen rank und schlank und fit für einen hoffentlich bald einsetzenden Aufschwung. Nun komme es darauf an, im operativen Geschäft wieder Gewinne zu machen. Fricke: „Dies geht nicht ohne wettbewerbsfähige Kostenstrukturen. Einkauf und Logistik nehmen hierbei eine Schlüsselrolle ein.“
Das bestätigt Arbeitgeberpräsident Dr. Dieter Hundt. „Der Einkauf nimmt entscheidenden Einfluss auf die Wertschöpfungskette“, so der Geschäftsführende Gesellschafter des Automobilzulieferers Allgaier aus dem schwäbischen Uhingen. „Vornehmste Aufgabe der Beschaffung“ sei es, passende Projektpartner zu identifizieren und frühzeitig in den Fertigungszyklus einzubinden. „Unsere Branche wurde in den vergangenen Jahren von schweren Erschütterungen, starker Konzentration und einer umwälzenden neuen Aufstellung in Zuliefer-Ketten geprägt. Der Einkauf hat entscheidend dazu beigetragen, den Druck aus dem Kessel zu nehmen.“
Zukunftsfähige Konzepte in Einkauf und Logistik, die von Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen in Deutschland verwirklicht wurden, belohnt der BME seit 1986 mit seinem Innovationspreis, der jährlich vergeben wird. Das Konzept muss sich erfolgreich für das Unternehmen und nützlich für Marktpartner ausgewirkt haben. In diesem Jahr gewann der Bereich Information and Communication Networks (ICN) der Münchner Siemens AG die begehrte Auszeichnung. Das 2001 bei ICN gestartete Einkaufskonzept erzielte in den Geschäftsjahren 2002 und 2003 signifikante Einsparungen. Der Einkauf leistete einen Beitrag von rund 30 % zum Turnaround-Programm „Pact“, das die Kosten innerhalb von zwei Jahren um 3,5 Mrd. Euro reduziert hat.
Ähnliche Erfolgskonzepte präsentierten Unternehmen im Rahmen der auf dem Symposium veranstalteten Fachkonferenzen. Zu den Praktikern, die andere an ihren Erfahrungen teilhaben lassen, gehört Thomas Kramer, Einkaufsleiter der KS Kolbenschmidt GmbH in Neckarsulm: „In den vergangenen zwei Jahren haben wir im Rahmen eines Projektes unseren Einkauf strategisch neu ausgerichtet.“ Der Hersteller von Kolben und Motorkomponenten unterliegt einem hohen Kostendruck durch die Automobilhersteller. In einem Benchmarking von 2001 wurde die Abteilung Einkauf grundsätzlich positiv beurteilt. „Jedoch waren strategisches Denken und Arbeiten zu wenig ausgeprägt“, erinnert sich Dr. Thomas Zachau, Geschäftsführender Partner der H&Z Unternehmensberatung AG, München, die das Projekt begleitete. Bis heute hat Kolbenschmidt eigenen Angaben zufolge erhebliche Kostensenkungspotenziale für die unterschiedlichen Materialgruppen erschlossen. „Inzwischen ist der internationale Roll-out der neuen Einkaufsorganisation in vollem Gange und er verläuft erfolgversprechend“, berichtet Kramer.
Ein anderer Weg, die Beschaffung zu optimieren, ist die Vergabe von Einkaufsaktivitäten an externe Dienstleister, die sich in den kommenden drei Jahren verdoppeln wird. Dies jedenfalls ist das Ergebnis der diesjährigen global durchgeführten Procurement-Studie von Accenture, die in Deutschland vom BME unterstützt wurde. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen aus 14 europäischen Ländern und den USA wollen demnach in den kommenden drei Jahren Beschaffungsaktivitäten ganz oder teilweise an externe Partner abgeben. Die meisten Fremdvergaben planen französische Firmen (64 %), in Deutschland sind es immerhin 39 %.
„Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass der Trend zum Outsourcing von Beschaffungsleistungen keine vorübergehende Erscheinung ist“, so Stephan Haupt, Leiter der Beratungsgruppe Supply Chain Management im deutschsprachigen Raum bei Accenture. „Outsourcing sollte heute mehr als nur Kostensenkung sein, denn durch entsprechende Partnerschaften lassen sich strategische Vorteile erzielen.“ Und BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt ergänzt: „Es geht darum, bei der Entwicklung neuer Einkaufsstrategien das inzwischen breite Spektrum von neuartigen Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen und unternehmensindividuell optimale Lösungen zu nutzen“ (siehe „Nachgefragt“). Die Vorhaben zum Outsourcing beziehen sich nach Angaben Hildebrandts vorwiegend auf nichtstrategische Teile des Beschaffungsmanagements. Dazu gehören Prozesse, indirekte Materialien und Services sowie EDV-Anwendungen. „Einkäufer sind in Zukunft gefordert, für ihr Unternehmen zu analysieren, ob dieses Instrument für sie sinnvoll ist und wie viel Potenzial sie für ihre indirekten Materialien erwarten können“, fasst Dr. Hildebrandt zusammen. „Entsprechend sind auch die Outsourcing-Dienstleister gefordert, ein vollständiges Portfolio zusammenzustellen.“
Auslagern ist mehr als nur Kosten zu senken
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