Markttrends, Strategien und neue Technologie-Konzepte stellte der Pressenbauer Müller Weingarten kürzlich vor. Zu den interessantesten Neuheiten gehörte eine elektromechanische Presse zum Fließpressen faserverstärkter Kunststoffe.
Angesichts des nicht einfachen Marktumfelds sind die Verantwortlichen der Müller Weingarten AG, Weingarten, mit dem Geschäftsverlauf des vergangenen Jahres zufrieden. Das Unternehmen, das rund 2400 Mitarbeiter beschäftigt, zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Pressensystemen.
„Dank eines guten zweiten Halbjahres können wir die prognostizierten Zahlen aus unserem Halbjahresbericht bestätigen“, erklärte Uwe Hinderer, Vorstand für Marketing und Vertrieb. Der Bericht sah ein deutliches Umsatzwachstum auf über 400 Mio. Euro vor, nach 373 Mio. Euro im Vorjahr. Der Auftragseingang liege leicht unter dem 2004 erzielten Rekordwert von 412 Mio. Euro.
„Zu den Säulen des Geschäfts gehört der asiatische Markt, vor allem China“, merkte Hinderer an. „Doch auch in Deutschland konnten insbesondere die Geschäftsfelder ,Mechanische Großanlagen‘ und ,Service‘ bemerkenswerte Großaufträge akquirieren.“
Der Bereich Service schreibt eine besondere Erfolgsgeschichte. Erstmalig liegt der Umsatz in diesem Geschäftsfeld bei über 100 Mio. Euro – ein Plus von rund 25 Mio. Euro gegenüber 2004. „Wir werden diesen wichtigen Bereich weiter ausbauen, um flexibler, schneller und näher am Kunden zu sein“, betonte Helmar Aßfalg, Vorstand für Produktion und Logistik. „Dazu gehören umfangreiche Investitionen, die unsere Marktpräsenz nachhaltig stärken.“
Neben möglichen Investitionen in Forschung und Entwicklung, etwa in Tools zur digitalen Simulation und virtuellen Inbetriebnahme von Pressenanlagen, setzt Müller Weingarten auch auf sein neues Press-Tuning-Konzept. „Es beinhaltet die Vernetzung bestehender Anlagen mit Neuanlagen zu einem leistungsstarken Produktionsverbund“, erläuterte Aßfalg. „Dazu müssen die bestehenden Anlagen hinsichtlich ihrer Kompatibilität und Funktionalität an die modernen Neuanlagen angepasst werden.“ Müller Weingarten hat daher das gesamte Mechanisierungs- und Steuerungs-Know-how aus seiner Syntec-Pressen-Reihe für die Nachrüstung adaptiert und stellt sie als Gesamtpaket dem Kunden zur Verfügung.
Schlüsseltechnologie für das Zusammenspiel neuer und bestehender Pressen-Anlagen ist die Mechanisierung. „Will der Kunde eine Mechanisierung mit allen Freiheitsgraden, so stellen wir ihm nun eine eigenständige Produktinnovation für das Nachrüstgeschäft zur Verfügung – den Singlearm“, sagte Alexander Paul, Vorstand für Konstruktion und Entwicklung. „Zu dessen Vorteilen gehört die Überbrückung großer Pressenabstände sowie die optimierte Wendefunktion für Doppelteile.“ Der Singlearm stelle ein universelles Nachrüstmodul zum Verketten hydraulischer und mechanischer Pressen dar.
Innovativ zeigt sich Müller Weingarten auch in einem anderen Bereich: Da im Automobilbau neben dem Einsatz von Leichtmetallen auch die Verwendung von Kunststoffen forciert wird, und die Oberschwaben hierin ein großes Potenzial sehen, haben sie reagiert. Sie entwickelten eine elektromechanisch angetriebene Kniehebelpresse zum Fließpressen faserverstärkter Kunststoffe bei Presskräften bis 50 000 kN.
Bislang werden für entsprechende Aufgaben aufwendige hydraulische Systeme eingesetzt. Die hochdynamische, energiesparende Neuentwicklung, bei der auf bewährte Techniken und Erfahrungen aus Blechumformung und Druckgießtechnik zurückgegriffen wurde, soll die Prozessgeschwindigkeiten steigern und die Zykluszeiten reduzieren – und dies bei hoher Präzision und Teilequalität.
Zusammen mit dem Kooperationspartner Coperion Werner & Pfleiderer GmbH & Co. KG, Stuttgart, einem der Markt- und Technologieführer auf dem Gebiet der Compoundiersysteme, offeriert Müller Weingarten nun komplette Fertigungsanlagen aus einer Hand. Während Coperion die Herstellung und Bereitstellung des Materials realisiert, liefert Müller Weingarten die Presse und verantwortet die Integration aller Bestandteile, inklusive Automation und Liniensteuerung. re
Komplette Fertigungsanlagen aus einer Hand
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