Die Kernleistung deutscher Produktionsbetriebe von morgen heißt Lean Complexity. Komplexe Lösungen entstehen dabei mit geringst möglichem Ressourceneinsatz. Darauf abgestimmte Fragestellungen als „Produkt“ zu exportieren, wird zu einer Stärke des Standorts.
Dr.-Ing. Achim Kampker ist geschäftsführender Oberingenieur des WZL der RWTH Aachen, Lehrstuhl für Produktionssystemantik
Komplexe Produktionsaufgaben zu lösen, ist eine Stärke des deutschen Standorts. Entscheidend abheben können sich die Unternehmen aber nur, wenn es gelingt, die erforderliche Komplexität mit geringst möglichem Ressourceneinsatz abzubilden. Hierfür muss innerhalb des Leistungsangebots die erforderliche Komplexität oder Varianz intelligent gestaltet werden. Schließlich wird an dieser Stelle die notwendige Vielfalt aller weiteren Geschäftsprozesse festgelegt.
Im zweiten Schritt sind die Wert schöpfenden und unterstützenden Prozesse optimal auszulegen – gemäß dem Motto: So effizient wie möglich, so leistungsstark wie nötig.
Diese eigentliche Pflicht, also das Umsetzen längst bekannter Ansätze aus der Unternehmenstheorie, erfüllt nur ein geringer Anteil der Unternehmen. Betriebe, die ihre produzierenden Bereiche entsprechend diesen Anforderungen gestalten wollen, sollten sich folgende Fragen stellen:
- Was kostet Flexibilität im Verhältnis zum Nutzen?
- Wie viel Flexibilität der Produktion ist tatsächlich notwendig, um die angestrebte Produktvarianz – sowohl kurz- und mittel- als auch langfristig – abdecken zu können?
- Welche Unternehmensebene – Netz, Standort, Arbeitsplatz – lässt sich optimal flexibilisieren?
Um die Balance zu finden, ist das produzierende Unternehmen logistik- und lebenszyklus-orientiert auszurichten. Dabei ist der Produktlebenszyklus in vielen Fällen unabhängig von dem der Produktion.
Die Optimierung der Produktion verlangt Kenntnisse darüber, wie sich das Produktprogramm im Zeitablauf entwickelt. Darüber hinaus müssen mögliche Nachfrageentwicklungen ermittelt werden. Benötigt werden insbesondere minimale und maximale Kapazitätsanforderungen an die Produktion sowie Aussagen zum Variantenmix. Weiterhin gilt es, die Einführung neuer Produkte zu berücksichtigen.
Abgebildet wird die Entwicklung des Produktionsprogramms schließlich anhand von Szenarien. Erfahrungen aus praktischen Fällen zeigen, dass ein IT-Tool für diese Aufgabe hilfreich ist.
Die so aufbereiteten Daten bilden die Basis sowohl für die Planung des Produktionssystems als auch für die sich anschließende Bewertung und Auswahl. Solide optimieren lässt sich das System anhand einer Analyse der vorhandenen Produktionsstruktur und -prozesse sowie der aktuellen Kostenstruktur.
Projekte in unterschiedlichsten Branchen haben gezeigt: Bei der Analyse ist die zügige Konzentration auf wesentliche Handlungsfelder das Erfolgsrezept. Anstelle aufwendiger Analysen aller Abläufe und Strukturen werden daher die Schlüsselindikatoren typischer Potenziale in der Produktion untersucht:
- Die Synchronisation der Logistikprozesse vom Anliefern über Lagern und Kommissionieren bis zum Bereitstellen gibt Aufschluss über Steuerung und Ablaufeffektivität.
- Die Identifikation der Komplexitätstreiber im Produktionsprozess zeigt Effizienz und Robustheit der Produktion an.
- Die Autonomie der Prozessschritte weist auf die richtigen Zuständigkeiten und Schwächen in der Arbeitsorganisation hin.
Per Checklisten lassen sich in kurzer Zeit die wesentlichen Handlungsfelder identifizieren und deren Potenziale in weiteren Analysen bewerten. Je nachdem, wie diese Fragen beantwortet werden, schließt sich entweder ein Optimieren des bestehenden Systems an oder eine Neuplanung mit dem Ziel, die Produktion zu flexibilisieren. Entscheidend ist es nun, die Auswirkungen auf die Produktion darzustellen. Dabei werden Prozesse und Produktionsstrukturen verknüpft, wodurch ein Variantenbaum der Produktion entsteht. Auf diese Weise lassen sich die Zusammenhänge zwischen Produktionsprozess und -ressourcen abbilden. Dazu wird bei jeder einzelnen Produkt- oder Absatzstückzahlveränderung untersucht, wie sie sich auf die Produktion auswirkt.
Beim Ausgestalten der Produktion ist dann auf etablierte Methoden der Lean Production und des Operations Research zurückzugreifen. Vor allem Best Practices aus Industrie- und Projekterfahrung zu übertragen, sollte bei der Lösungsfindung ein wesentlicher Bestandteil sein.
Teil 3 zum Thema Lean Administration lesen Sie in Ausgabe 17
Per Checklisten zu den wesentlichen Handlungsfeldern
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