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„Die Stärke einer Gruppe ist, mehr Gas geben zu können“

Wie AP-Chef Reinhard Dilger den ERP-Anbieter unter dem Dach von Asseco aufstellt
„Die Stärke einer Gruppe ist, mehr Gas geben zu können“

AP-Vorstandschef Reinhard Dilger über ERP-Mietlösungen für den Mittelstand, Spezialfunktionen wie die Feinplanung und den Expansionskurs der osteuropäischen Asseco-Gruppe, dem Mehrheitseigner der Karlsruher AP AG.

Software lässt sich heute bei fast jedem ERP-Anbieter auch als Mietlösung beziehen. Welches Potenzial erhofft sich die AP AG von diesem SaaS-Ansatz?

Hinsichtlich des Marktpotenzials für dieses Jahr bin ich sehr gespannt. Es ist ein klarer Trend hin zu SaaS-Lösungen zu erkennen. SAP hat diesen erkannt und geht den Markt massiv an. Wir können mit Fug und Recht behaupten, hier Vorreiter zu sein. Der Marketingaufwand für die Erklärung des SaaS-Konzepts kommt auch uns zugute, da bei potenziellen Kunden mit mehr Information auch mehr Vertrauen zu dem Ansatz entsteht. Unsere Kunden fragen bereits heute verstärkt nach, da Kosteneinsparungspotenziale winken.
Ist die Sicherheit der eigentliche Knackpunkt, da die Daten nicht beim Mittelständler selbst lagern?
Gewiss. Andererseits ist die Sicherheit auch das schlagende Argument. Schließlich erhält ein Anwender eine deutlich höhere Sicherheit, als wenn er die Daten intern hält. Mit SaaS hat er die Garantie, dass man sich professionell um seine Daten- und Ausfallsicherheit kümmert. Ich selbst komme ja aus der Sicherheitswelt mit dem höchsten Sicherheitsstandard: aus der der deutschen Banken und Versicherer. Umso mehr hat mich erschreckt, wie lax teilweise im Mittelstand mit diesem Thema umgegangen wird. Deshalb kann ich guten Gewissens behaupten, dass es für einen Mittelständler mit SaaS deutlich sicherer wird. Im Grund genommen sind Daten heute im Unternehmen ja frei zugänglich.
Kannibalisiert das nicht Ihr Lizenzgeschäft?
Die Wahl des richtigen Modells hat uns bisher sehr beschäftigt. Die Frage ist: Wie bietet man das Produkt an, dass es das Lizenzgeschäft ergänzt? Deshalb zielt unser Angebot eher auf Firmen mit zurzeit ungünstigem Kosten-/Nutzenverhältnis im Bereich der Infrastruktur. Diese Situationen finden Sie in allen Größenklassen des Mittelstands. Kosten werden hier völlig unterschätzt.
Feinplanung war bisher nicht die Stärke von APplus. Haben Sie mit der neuen APS-Funktionalität auf Kritik der Anwender reagiert?
Dass wir im Planungsbereich nicht die 100-Prozent-Lösung hatten, war uns bewusst. Da wir aber eine moderne Technologieplattform bieten, können wir Spezialisten wie Ortems als Lieferant für das APS-Modul einfach einbinden. Denn solche Funktionalitäten in der Qualität selbst zu entwickeln, ist extrem aufwendig und langwierig. In Ortems sind in etwa die gleichen Entwicklungskosten eingeflossen wie in unser Gesamtsystem. Das gilt in ähnlicher Form auch für andere Themen wie etwa die Unternehmenssteuerung. Mit Ortems haben wir einen Partner, der für Produktionsplanung und -steuerung moderne Algorithmen für die Optimierung bietet – leicht anzuwenden und an ein modernes ERP-System anzubinden. Damit erhält der Anwender einen direkten Mehrwert, weil er nicht nur eine Schale, sondern auch etwas substanziell Wirksames bekommt.
Können Sie das konkretisieren?
Indem beispielsweise Warte- und Zykluszeiten reduziert werden. So hat unser französischer Partner Ortems mit Hilfe seiner APS-Lösung diese Zeiten bei einem Anwender um 75 Prozent verkürzt.
Ihr Haupteigner, der polnische Softwarekonzern Asseco, hat sich kürzlich die deutsche Matrix42 einverleibt. Was bedeutet das für die AP AG?
Außer, dass das Produkt von Matrix 42, eine Systemmanagementsoftware, für unsere Kunden sehr interessant sein müsste, gibt es technisch keine direkten Berührungspunkte. Aber für Asseco ist es wichtig, dass die zugekauften Unternehmen in ihren Märkten führend sind. Es muss nicht sein, dass die Produkte aufeinander abgestimmt sind. Die Asseco-Gruppe mit ihren 28 Unternehmen hält vielmehr Ausschau nach Softwarefirmen mit führenden Produkten. Die Hälfte davon wird noch in diesem Jahr erreicht, unter Mithilfe zweier weiterer Transaktionen. Kandidaten dafür gibt es.
Initiiert das Wachstum auch einen Börsengang?
In der Tat soll die bestehende Gruppe an die Börse geführt werden. Bislang bin ich von zwei bis zweieinhalb Jahren ausgegangen, aber das wird sehr viel früher der Fall sein.
Was bleibt vom ERP-Anbieter AP? Wird er künftig unter Asseco firmieren?
Alles bleibt, wie es ist! Wir sind weiterhin eigenständig. Asseco hat dokumentiert, dass unsere Lösung APplus in den nächsten zehn Jahren ein strategisches Produkt für die Gruppe sein wird. Es gibt auch keine Pläne, die Software mit anderen Lösungen zusammenführen. APplus bleibt als eigenständiges Produkt bestehen, und auch die Firma wird ihren Markennamen weiterführen. Lediglich ergänzt um den Zusatz, dass AP ein Unternehmen der Asseco-Gruppe ist.
Wie profitiert Ihr Unternehmen von der Gruppenzugehörigkeit?
Mit aktuell über 8100 Mitarbeitern verfügt Asseco über Größe, viele verschiedene Produkte und enorme Dienstleistungskapazitäten. Zudem hat der Konzern technische Expertisen in Bereichen, wo wir sie nicht haben, unsere Kunden aber sich manchmal wünschten, dass wir sie hätten. Jetzt können wir diese Anforderungen erfüllen.
Welche Größe ist absehbar?
Mit einem Marktschätzwert von circa 1,2 Milliarden Euro avanciert Asseco zur Nummer sieben unter Europas Softwarekonzernen. Das ist vielen gar nicht bewusst. Manche, die davon träumten, in der Rangliste weiter nach vorne zu kommen, sehen plötzlich einen neuen Star vor sich, der ausgerechnet da her kommt, wo alle hinwollen: aus dem Osten.
Wird Asseco den Expansionskurs im Westen fortsetzen?
Südeuropa ist gesetzt, Großbritannien auch. Und mit der Matrix42-Akquisition existiert in Deutschland bereits ein zweites Standbein.
Und AP kann auf frisches Geld zurückgreifen?
Grundsätzlich ja, wir brauchen es aber nicht. Unser Wachstum finanzieren wir derzeit voll aus dem Cashflow. Über gewisse Themen werde ich mit dem Asseco-Management dennoch reden, etwa über die weitere Modernisierung unserer Software oder über Aspekte der Oberfläche und der Architektur, wo wir manches neu gestalten wollen. Die Stärke einer Gruppe ist auch, dass man an der einen oder anderen Stelle mehr Gas geben kann.
Wachstum durch Zukauf eines Wettbewerbers ist dabei nicht vorgesehen?
Das könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Warte- und Zykluszeiten um 75 Prozent verkürzt

Asseco-Gruppe dehnt sich aus
Die Asseco-Gruppe zählt mit aktuell über 8100 Mitarbeitern, davon 1500 im ERP-Geschäft, einem Umsatz von 700 Mio. Euro und einer Börsenkapitalisierung von 1,2 Mrd. Euro zu den größten osteuropäischen Softwarekonzernen.
  • 40 % des Umsatzes werden außerhalb von Polen erzielt.
  • Asseco Business Solutions ist die Nummer zwei der ERP-Unternehmen in Polen. Abgedeckt werden die Geschäftsbereiche Industrie, Versicherungen, Banken und Verwaltung.
  • Mit Kompetenzen im Bereich IT-Services hält Asseco durch ihre 100-%ige Tochter Asseco Germany SA 80 % der Anteile an der Karlsruher AP AG.
  • Darüber hinaus unterhält die Asseco-Gruppe Gesellschaften in Polen, der Slowakei, Tschechien und Rumänien. Weitere Gesellschaften in Österreich, Serbien, Kroatien und Litauen sind geplant.
  • Die international aufgestellte Gruppe sieht sich als eines der führenden Softwarehäuser in Mittel- und Osteuropa.
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