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„Die Kundschaft wird anspruchsvoller – dem müssen wir uns stellen“

EAMTM-Präsident Hans-Jürgen Geiger zu künftigen Entwicklungen im Gebrauchtmaschinenmarkt
„Die Kundschaft wird anspruchsvoller – dem müssen wir uns stellen“

„Die Kundschaft wird anspruchsvoller - dem müssen wir uns stellen“
„Es genügt nicht mehr, zu Hause zu sitzen und auf Kunden zu warten, man muss vor Ort aktiv werden“, weiß der erfahrene Händler Hans-Jürgen Geiger
Hans-Jürgen Geiger ist nach 2006 erneut zum Präsidenten des europäischen Händlerverbandes EAMTM gewählt worden. Für die Zukunft sieht er eine Reihe von Herausforderungen, denen sich der Verband stellen muss.

Herr Geiger, nach Ihrer ersten Amtszeit von 2004 bis 2006 sind Sie erneut Präsident des EAMTM geworden. Was hat Sie zu einer erneuten Amtszeit bewogen?

Das ist eine gute Frage. Sicher spielen dabei auch die Geschehnisse rund um die Messe Resale eine Rolle mit. Stuttgart oder Köln, das hat mir schon Kopfzerbrechen bereitet.
Wo lagen da Ihre Prioritäten?
Resale ist eine gute Marke, die über 15 Jahre aufgebaut wurde und in der Branche etabliert ist. Stuttgarts neues Messegelände hat verkehrstechnisch eine hervorragende Lage. Vom Flughafen kann man zu Fuß auf das Messegelände gelangen. Und die ursprünglichen Vereinbarungen mit der Messeleitung waren sehr gut. Da lag meine Priorität natürlich in Stuttgart.
Ein großer Teil der deutschen Mitglieder des EAMTM ist auch Mitglied im FDM. Warum sind dann die Verbände in der Messefrage so weit auseinander?
Der FDM wollte unbedingt mit der Messe aus Karlsruhe weggehen, weil er dort nicht zufrieden war. In der Messe Köln hat er anscheinend einen richtigen Partner gefunden, was wir jedoch nicht ganz vorbehaltlos akzeptieren konnten.
Ihre Vorgänger kamen aus Italien und Holland. Mit Ihnen steht erneut ein Deutscher an der Spitze des Verbandes. Hat das einen bestimmten Grund?
Es spielt sicher eine Rolle mit, dass ich aus Deutschland komme. Wichtig ist aber auch, dass ich weiß, was die Mitglieder bewegt und was in der europäischen Maschinenlandschaft Sache ist. Ich übe meinen Beruf schon seit 43 Jahren selbstständig aus und habe viele Freunde und Geschäftsfreunde unter den Mitgliedern. Wenn man sich kennt und einander Vertrauen entgegenbringt, ist das schon die halbe Miete bei den Geschäften. Deshalb haben wir ja auch einen Code auf Ethik beim EAMTM, auf dessen Einhaltung wir großen Wert legen.
Welche Aufgaben stehen für Sie und den EAMTM künftig im Vordergrund?
Da gilt es zum einen, das Internetportal, das zurzeit rund 15 000 bis 20 000 gebrauchte Maschinen beinhaltet, auszubauen und zu verbessern. Zurzeit zehnsprachig, muss es in vielen Sprachen modernisiert werden. Zum anderen müssen wir eine Neuordnung unserer Aufgaben in Richtung Retrofitting, Kundenservice und Ersatzteile diskutieren. Die Kundschaft wird anspruchvoller und will die Maschinen unter Strom checken können. Wir müssen auch eine Art Retrofitting anbieten, das heißt, dass wir eine CNC-Steuerung vorschlagen und anbieten können. Und wir müssen, das liegt mir besonders am Herzen, Messen besuchen, auch in fernen Ländern, um besser und einfacher an Kunden heranzukommen.
Beim Retrofitting kommt das Thema Garantie ins Spiel. Das haben die Händler bisher meist gescheut. Jetzt nicht mehr?
Das ist nicht ganz einfach und es gibt verschiedene Modelle von Garantiezusagen. Wir geben bei vielen Dingen Garantie auf Funktion und Bruchfreiheit. Das ist bei deutschen Herstellern kein großes Problem. Wir engagieren uns in der Firma und im Verband, Adressen von Ersatzteilherstellern und Spezialmonteuren zu beschaffen. Das sind meist kleine Firmen, die zum Beispiel eine CNC-Steuerung anbieten und auch die Garantie und den Service übernehmen.
Wie bewertet der EAMTM die derzeitige Marktsituation? Ist die Krise im Gebrauchtmaschinenmarkt überwunden?
Das müssen wir im europäischen Verband etwas differenzierter sehen. So haben zum Beispiel unsere Schweizer Kollegen oder die Kollegen in Schweden jeweils eine andere Klientel als wir deutschen. Daher kann man Aussagen zum Markt nicht verallgemeinern. In Deutschland war die Situation bescheiden. Wenn die sehr anspruchsvolle Kundschaft investiert hat, wollte sie das Beste für wenig Geld kaufen. Das war nicht immer einfach und auch der Konkurrenzkampf war sehr stark.
Sind die Märkte noch die gleichen, auf denen Sie in den letzten Jahren verkauft haben oder gibt es neue Schwerpunkte?
Ein Schwerpunkt ist der Ferne Osten. Wir hoffen aber, dass sich die Märkte Richtung Polen, Litauen, Russland und andere, die vor der Krise ein Aufstreben gezeigt hatten, wieder beleben. Heute hatten wir zum Beispiel eine rumänische Delegtion mit sieben Teilnehmern und einer Übersetzerin im Haus. Das ist ein positives Zeichen. Die Firma Geiger pflegt solche Verbindungen. Wir waren schon dreimal auf Messen in Moskau und überlegen gerade, auch nach St. Petersburg zu gehen. Wir werden dort auch für das EAMTM-Portal Werbung machen. Es genügt eben nicht mehr, hier zu sitzen und zu warten, sondern man muss vor Ort aktiv werden.
Erwartet die Kundschaft bei zunehmender Internationalisierung nicht, dass die Händler ihr Angebot auf Messen vor Ort präsentieren?
Das wird sich herausstellen. Entsprechende Untersuchungen laufen zurzeit. Bisher ist es jedenfalls sehr schwierig,eine neue Gebrauchtmaschinenmesse zu konzipieren, weil dazu ein entsprechendes Engagement vorhanden sein muss. Wir haben das in Indien erlebt. Das dauert sehr lange, bis sich so etwas wie eine Resale etabliert. Der letzte Versuch, eine solche Messe in Dubai zu veranstalten, ist völlig daneben gegangen. Dabei hatte man Besucher aus dem gesamten Raum bis hin nach Indien erwartet. Ich glaube, dass unser Geschäft auf Neumaschinenmessen besser laufen könnte. Noch kämpfen wir gegen Vorbehalte, die aber immer kleiner werden.
Abschließend: Wie schaffen Sie die beiden Jobs, Präsident EAMTM und Chef in der Firma Geiger?
Meine Familie unterstützt mich hier enorm. Meine Töchter, mein Bruder und mein Neffe sind in der Firma engagiert. Eigentlich wollte ich ja weniger arbeiten. Aber es erfordert doch viel Zeit und Engagement, wenn man die gestellte Aufgabe gut erledigen will.
Das Gespräch führte Dr. Rolf Langbein
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
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