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Innovatives Instrument fürs Importgeschäft

Finanzierung: Reverse Factoring als Alternative
Innovatives Instrument fürs Importgeschäft

Der wachsende weltweite Warenimport verlangt nach wettbewerbsorientierten Lösungen der Zahlungsgestaltung im internationalen Einkauf. Eine Lösung ist das internationale Reverse Factoring.

Vor dem Hintergrund des zunehmenden globalen Warenverkehrs benötigen deutsche Unternehmen moderne Finanzlösungen, um nicht nur die Möglichkeiten im Export, sondern auch im Import optimal auszuschöpfen. Dort bietet das internationale Reverse Factoring eine neuartige Möglichkeit, die Zahlungsziele flexibler zu gestalten und verbesserte Einkaufsbedingungen bei den ausländischen Lieferanten zu erreichen.

Die sonst üblichen internationalen Zahlungsmodalitäten, wie beispielsweise das Akkreditiv, können mit ihren administrativen Hürden und den Kosten mögliches Neugeschäft verzögern. Denn ein Akkreditiv, das der Importeur bei seiner Hausbank zugunsten des Exporteurs eröffnet, belastet seine Kreditlinie und verlangt nach einer Reihe von Dokumenten, die die importierte Ware und einzuhaltende Fristen explizit spezifizieren. Erst nach korrekter Vorlage der Dokumente wird die Bezahlung des Akkreditivs an den Exporteur ausgelöst. Der administrative Aufwand hierfür verursacht nicht nur Kosten, sondern kann auch zu Verzögerungen in der Abwicklung der Warenbezahlung führen.
Internationales Reverse-Factoring bietet Abhilfe: Die im Einkauf strategisch wichtige Gestaltung flexibler Zahlungsziele lässt sich im Rahmen von Reverse Factoring einfacher umsetzen. Bei dem Verfahren handelt es sich um ein umgekehrtes Factoring-Verfahren. Im Gegensatz zum klassischen Factoring-Verfahren, bei dem das Factoringinstitut von seinen Factoringkunden Forderungen gegenüber deren Abnehmern ankauft und vorfinanziert, bedient das Factoringinstitut im Reverse Factoring nicht die Abnehmer-, sondern die Lieferantenseite des Factoringkunden. Auftraggeber ist daher nicht der Lieferant oder Exporteur, sondern der Abnehmer beziehungsweise Importeur, der mit einer im Importfactoring erfahrenen deutschen Factoringgesellschaft zusammenarbeitet.
Als erstes prüft der Importfactor, ob die Bonität des Importeurs ausreicht, um ein angemessenes Kreditlimit in Höhe der laufenden Lieferantenverbindlichkeiten zu zeichnen. Nach positiver Entscheidung nimmt der Importeur Kontakt mit seinen ausländischen Lieferanten auf und stellt diesen das Konzept vor. Es bestehen dann zwei Möglichkeiten, das grenzüberschreitende Reverse Factoring-Verfahren abzuwickeln: im Direct Import-Verfahren oder üblicherweise im Zwei-Factor-System, auch Reverse Marketing genannt.
Im Direct Import-Verfahren schließt der Importfactor mit interessierten ausländischen Lieferanten direkt einen Factoringvertrag. Er kauft die Forderungen aus dem Exportgeschäft an und finanziert sie auf Basis des eingeräumten Kreditlimits vor.
Die Abwicklung läuft über internationale Factoringverbände: Um potenzielle rechtliche, kulturelle oder sprachliche Barrieren aus einem Direct-Import-Verfahren zu vermeiden, bietet sich das Zwei-Factor-System an. Dies basiert auf einem international gültigen juristischen Rahmenwerk, das die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Export- und Importfactoring-Gesellschaften regelt. Es stellt zudem ein standardisiertes IT-System für Datenaustausch zur Verfügung. Der deutsche Importfactor nutzt als Mitglied in einem der internationalen Factoringverbände, Factors Chain International (FCI) – dem größten Verband mit einem Marktanteil von 72 % – oder International Factors Group (IFG) das System.
Der Importfactor beauftragt innerhalb dieses Zwei-Factor-Systems eine im Land des Lieferanten ansässige Exportfactoring-Gesellschaft, mit interessierten Lieferanten einen Factoring-Vertrag auszuhandeln. Auf Basis des vom Importfactor eingeräumten Kreditlimits ist der ausländische Exportfactor zu 100 % gegen den Forderungsausfall versichert. Er erwirbt im Rahmen eines Factoring-Vertrages die Forderungen aus dem Exportgeschäft vom Exporteur, zahlt den Rechnungsbetrag in der Regel in der Höhe von 90 % voraus, und behält 10 % als Sicherheit für eventuelle Rechnungsabzüge ein.
Nach Ablauf des Zahlungszieles zahlt der Importeur an den Importfactor den kompletten Rechnungsbetrag, der diesen Betrag, vermindert um Factoringgebühren und eventuell getätigte Rechnungsabzüge, an den Exportfactor weiterleitet. Der Exportfactor zahlt daraufhin die verbleibenden 10 % (abzüglich Factoringkosten und eventuellen Zahlungsminderungen) an den Exporteur aus.
Sowohl der Exporteur als auch der Importeur profitieren. Durch das internationale Reverse Factoring erhält der Exporteur im Zuge der Forderungsfinanzierung des Export-Factors sofortige Liquidität, ist durch die Einräumung eines Kreditlimits zu 100 % gegen Forderungsausfälle abgesichert und kann über die Vereinfachung der Zahlungsmodalitäten sein Absatzpotenzial ausweiten.
Aus diesen Gründen erreicht der Importeur bei seinen Lieferanten, also den Exporteuren, so genannte open account terms mit verbesserten Zahlungsbedingungen und Vorteilen im Einkauf: Liquiditätsgewinn durch Zahlungsziele der Lieferanten, Ausweitung der Einkaufskapazitäten und damit verbundene Preisnachlässe, Bindung strategisch wichtiger Lieferanten. Zudem erspart er sich administrativen Aufwand und Kosten für die Akkreditivstellung und entlastet seine Kreditlinien.
Die Kosten setzen sich in der Regel aus einer Factoring-Gebühr für die Absicherung gegen das Forderungsausfallrisko und die Forderungsverwaltung durch den Importfactor sowie einen marktüblichen Zinssatz des Exportfactors für die Vorfinanzierung der Forderungen zusammen.
Die internationale Reverse-Lösung ist für Unternehmen interessant, deren Lieferanten im Ausland ansässig sind und die weitere Optimierungspotenziale auf der Einkaufsseite ausschöpfen wollen. Üblicherweise sind dies Unternehmen, die Rohstoffe oder Halb- und Fertigfabrikate in großen Mengen beziehen. Aufgrund der zunehmenden Globalisierung des Warenverkehrs bieten sich – gerade in Deutschland – erhebliche Wachstumspotenziale für das Verfahren.
Roberto Weckop, Direktor International & Marketing bei der Eurofactor AG
Beide Seiten profitieren Liquidität garantiert

Die Vorteile
Für den Abnehmer (Importeur)
  • Verlängerte Zahlungsziele für Lieferantenverbindlichkeiten
  • Ausweitung der Einkaufskapazitäten
  • Bessere Einkaufskonditionen
  • Bindung der strategisch wichtigen Lieferanten
  • Entlastung der Banklinien
Für den Lieferanten (Exporteur)
  • Sofortige Liquidität durch Vorfinanzierung der Forderung
  • Ausweitung des Verkaufspotenzials
  • Delkredereschutz
  • Günstigere Finanzierungskosten
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