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Runter mit der Fehlerrate

Lagertechnik: Effizienz durch sprachgesteuerte Kommissionierung
Runter mit der Fehlerrate

Der Schreibartikel-Hersteller Faber-Castell verbessert seine Lieferlogistik mit einer Pick-by-Voice-Lösung von Psion Teklogix. Größere Artikelposten werden am Firmensitz in Stein per Sprachkommando kommissioniert. Die Mitarbeiter im Reservelager reden via Mikrofon und Kopfhörer direkt mit dem SAP-System.

Im zentralen Auslieferungslager von Faber-Castell am Firmensitz in Stein bei Nürnberg befinden sich rund 4500 verschiedene Artikel. Das Lager ist zweigeteilt in ein Kommissionier-Lager für Schnelldreher und kleinere Stückzahlen, sowie in ein Reservelager, aus dem nur größere Mengen zu einer Lieferung hinzu kommissioniert werden. Dabei handelt es sich meist um Kartons oder ganze Paletten. „Ziel dieser Lageraufteilung ist höhere Effizienz“, erläutert Wolfgang Mißbach, Chef der Lagerwirtschaft in Stein. „Jede unnötige Lagerbewegung wird vermieden.“

Im Reservelager wurden die vom SAP-System erzeugten Kommissionier-Aufträge bis vor kurzem noch auf Papier ausgedruckt. Die Mitarbeiter mussten extra zum Lagerleitstand kommen, die gedruckten Listen zusammenheften und später jede kommissionierte Einzelposition manuell abhaken. Im SAP-System wurde also nicht positionsweise quittiert, sondern erst, wenn der Auftrag vollständig erledigt war. Große Lieferungen nahmen einen ganzen Arbeitstag in Anspruch. Entsprechend lange blieben früher Plätze von Paletten und Kartons blockiert, obwohl sie das Lager längst verlassen hatten. Sie konnten eben vom SAP-System nicht zeitnah freigegeben werden. „Papierlisten bremsten die Produktivität“, so Mißbach. „Sie waren zudem eine Fehlerquelle, die die Lieferqualität drückte.“ Fehlende Transparenz im System verhinderte zudem, dass die verfügbare Lagerfläche optimal ausgenutzt wurde. Aus diesen Gründen hat sich Faber-Castell für die Einführung einer Pick-by-Voice-Lösung von Psion Teklogix entschlossen.
Die Mitarbeiter im Reservelager tragen heute einen mobilen Computer mit der Bezeichnung „Talkman T5“ am Gürtel, der vom Psion-Teklogix-Partner Vocollect stammt. Daran angeschlossen ist ein Headset mit Kopfhörer und Mikrofon. Artikelnummer, Lagerplatz und Stückzahl der aktuellen Lieferposition hören die Mitarbeiter in gesprochenen Worten. Zur Bestätigung des Pick-Vorgangs sprechen sie die entnommene Anzahl und eine Prüfziffer ins Mikrofon. Damit ist auch die fertig kommissionierte Position quittiert. Die SAP-Software bucht die Menge nun in Echtzeit von den Beständen ab und gibt den leer geräumten Lagerplatz im selben Moment wieder frei.
Die mobilen Computer kommunizieren direkt mit dem SAP-System. Der Verzicht auf eine Middleware hält die Komplexität der Gesamtlösung gering. Für die SAP-seitige Implementierung der Sprachkommandos waren IT-Spezialisten von A. W. Faber-Castell Consulting verantwortlich. Die Softwareanpassung der Talkman T5 übernahm Psion Teklogix. Die Qualität der mobilen Endgeräte ist für jede Pick-by-Voice-Anwendung ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wolfgang Mißbach konnte bereits einschlägige Erfahrungen sammeln: „Vor der Lösung von Psion Teklogix hatten wir mobile Computer eines anderen Herstellers im Einsatz. Allerdings war deren Ausfallquote zu hoch und auch die Spracherkennung ließ zu wünschen übrig.“ Die Geräte waren eher für Consumer-Bedürfnisse entwickelt. Dem rauen Umfeld eines Lagers mit seinem hohen Geräuschpegel waren sie auf Dauer nicht gewachsen. „Dies ist bei den robusten Talkman T5 anders“, so Mißbach. „Die Modelle sind für industrielle Umgebungen konzipiert. Die Sprachsoftware lässt sich von Lüfter- oder Kompressor-Geräuschen nicht irritieren.“ Laut Mißbach entschied man sich auch deswegen für die Pick-by-Voice-Lösung von Psion Teklogix, weil Faber-Castell bereits gute Erfahrungen mit anderen mobilen Handheld-Computern dieses Anbieters gemacht hatte.
Der Talkman T5 zählt zu den kleinsten, industrietauglichen Computern überhaupt. Mit rund 350 g passt er beinahe in jede Tasche und schränkt die Bewegungsfreiheit der Lagermitarbeiter nicht ein. Die Profilkonfiguration für den Nutzer ist nach rund 20 min abgeschlossen. Bei den Vorgängergeräten dauerte dieser Vorgang laut Mißbach mindestens 2,5 h. Die Anmeldung zu Beginn jeder Schicht erfolgt beim Talkman T5 durch einfache Passwortansage ins Mikrofon und nicht durch mühseliges Tippen mit einem Mini-Stift wie bei den früheren PDAs. Auch aus IT-Sicht könnte die Administration der Talkman T5 kaum einfacher sein. Via Funknetz lassen sich Firmware-Upgrades automatisch aufspielen, während das Gerät gleichzeitig aufgeladen wird.
Nach einer mehrmonatigen Testphase stockte Faber-Castell die Anzahl seiner Talkman T5 im Mai 2007 auf 15 Geräte auf. Den Ausschlag für diese Entscheidung gab die Flexibilität der Lösung. „Hierzu zählt vor allem die Bluetooth-Fähigkeit der Endgeräte“, versichert Mißbach. Via Bluetooth will er zum Beispiel ad hoc einen Scanner an die mobilen Computer anschließen, um 13-stellige Prüfziffern von Packlisten für Paletten zu erfassen. Bei derart langen Codierungen ist scannen nach wie vor effizienter als sprechen. Gleichwohl lassen sich auch diese Prozesse im Packbereich mit dem Talkman T5 effizienter als bisher gestalten.
„Mit der neuen Pick-by-Voice-Lösung haben wir die Kommissionierfehler um 50 Prozent reduziert, zugleich ist die Produktivität um 15 Prozent gestiegen“, resümiert Mißbach. „Die mobilen Endgeräte haben sich im Lageralltag als robust und widerstandsfähig bewährt.“ Diese Vorteile lassen sich auch auf andere Logistikbereiche und Standorte von Faber-Castell übertragen. Deshalb hat sich Wolfgang Mißbach vorgenommen, die Ergebnisse firmenweit zu publizieren. Sein allgemeiner Rat lautet: „Zuerst die eigenen Prozesse analysieren, dann die Technologie auswählen – und die Mitarbeiter von Anfang an mit ins Boot nehmen.“
Adrian Schuster Freier Journalist, Berlin
Sprachsoftware lässt sich von Lärm nicht irritieren

Lagerlogistik bei Faber-Castell
Im zentralen Auslieferungslager von Faber-Castell in Stein werden größere Artikelmengen im Reservelager per Sprachkommando kommissioniert. Mit einer Pick-by-Voice-Lösung von Psion Teklogix gelang es dem weltweit renommierten Markenhersteller, die Produktivität um 15 % zu steigern und die Fehlerrate zu halbieren. Außerdem sorgt Echtzeit-Transparenz in der Bestandführung des SAP-Systems für eine verbesserte Ausnutzung der verfügbaren Lagerfläche. Die robusten Mobil-Computer Talkman T5 des Psion-Teklogix-Partners Vocollect trotzen den rauen Umgebungsbedingungen im Lager. Die Spracherkennungssoftware funktioniert zuverlässig auch bei hohem Geräuschpegel im Hintergrund.

Zwei Milliarden Stifte pro Jahr

Bunt- und Bleistifte von Faber-Castell sind weltbekannte Markenproduke. Rund 2 Mrd. Stück davon kommen jährlich auf den Markt. Die global aufgestellte Faber-Castell-Gruppe ist in der achten Generation in Familienhand und verfügt über 16 Produktionsstätten und 20 internationale Vertriebsgesellschaften. Eine eigene IT- und Beratungsgesellschaft, die A. W. Faber-Castell Consulting GmbH, gehört zum Unternehmensverbund. Weltweit beschäftigt die Gruppe rund 6500 Mitarbeiter. Davon sind rund 2800 Mitarbeiter für die brasilianische Faber-Castell-Gesellschaft in Sao Carlos/Sao Paulo tätig. Faber-Castell Brasilien ist mit 1,5 Mrd. Stiften pro Jahr die größte Farbstiftfabrik der Welt.
Das Produktportfolio wurde immer wieder erweitert und modernisiert. Neben Klassikern wie dem Bleistift Castell 9000 und dem Künstlerstift Polychromos finden sich im heutigen Sortiment alle nur denkbaren Schreib-, Mal- und Zeichenutensilien. Dazu zählt auch die Premium-Marke Graf von Faber-Castell mit limitierten Serien und hochwertigen Sammlerstücken. Eine Private-Label-Produktion für dekorative Kosmetik gehört ebenfalls zum Unternehmen.
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