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„Entwicklungen werden gerne auch in Europa angeschoben

Rockwell-Automation-Chef Hartmut Pütz zu Chancen und Risiken der Automatisierung
„Entwicklungen werden gerne auch in Europa angeschoben

Die Produkte in der Automatisierungstechnik werden immer ähnlicher. Der deutsche Geschäftsführer von Rockwell-Automation Hartmut Pütz will mit Nischen-Know-how punkten und ganzheitliche integrierte Lösungen entwickeln.

Auf welche Schwerpunkte konzentriert sich Ihr Unternehmen und welche Strategie verfolgen Sie?

Wir besitzen mit Sicherheit eine besondere Kompetenz im Maschinenbau, speziell im Bereich der Verpackungsindustrie, aber auch was Materialfluss- und Lagerhaltungssysteme angeht. Hier realisieren wir rund 80 Prozent unseres Geschäftsergebnisses in Deutschland und hier liegt auch unser größtes Wachstumspotenzial. Auf dieses Kerngeschäft wollen wir uns in Zukunft verstärkt fokussieren.
Wie viel Marktanteile hat Rockwell Automation in den globalen Märkten?
Die Marktanteile sind, im Wesentlichen historisch bedingt, sehr unterschiedlich ausgeprägt. In den USA besitzt Rockwell Automation einen Marktanteil von über 60 Prozent, in Europa wahrscheinlich knapp unter zehn und in Deutschland liegen wir zwischen zwei und acht Prozent, je nachdem welche Statistik wir uns ansehen. Wir haben also noch jede Menge Raum für Wachstum.
Welche Strategie verfolgen Sie um zu wachsen?
Was den Produktbereich angeht, betonen wir unser durchgängiges Portfolio im Bereich Safety und haben Safety-Funktionen in die ControlLogix-Steuerungsplattform integriert. Einen weiteren Branchenfokus treiben wir in Richtung Prozessautomatisierung voran. Was das Endkundengeschäft angeht, gehen wir den Markt verstärkt mit unseren Integrationspartnern und Distributoren an, mit denen wir gemeinsame Lösungsansätze erarbeiten und anbieten.
Stichwort Firmenübernahmen. Wie wollen Sie weiter wachsen?
Wir wollen immer besser werden und unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten, damit er seine Marktposition stärkt. Dies geschieht einerseits durch die eigene Forschung und Entwicklung wie bei unserer Compact-Machine-Solutions-Produktreihe, die übrigens hier in Deutschland entwickelt wurde, aber auch durch strategische Zukäufe wie von Cedes, Incuity oder ProsCon. Zudem spielen aber auch Partnerschaften mit IBM oder Dassault Systèmes eine wichtige Rolle in unserer Wachstumsstrategie.
Welchen Stellenwert hat Ihr Automatisierungsangebot?
Einen außerordentlich großen, natürlich. Allerdings nähern sich die Lösungen der großen Automatisierungs- und Steuerungstechnikanbieter immer mehr an. Deshalb nimmt die Bedeutung von Service- und Supportkonzepten, sowohl in der Entscheidungs- als auch in der Inbetriebnahmephase immer mehr zu.
Der Massenmarkt wird in Europa von Siemens bedient. Wie halten Sie dagegen?
Wir differenzieren uns auf Marktsegmente und Industriezweige, wie in der Pharma- und Lebensmittel oder Getränkindustrie. Eine Stärke auf dem europäischen Markt liegt in der kleineren, dezentralen, dabei aber sehr leistungsstarken CompactLogix-Steuerung. Diese günstigere, aber voll kompatible Version unserer High-End-Controller der ControlLogix-Reihe hat sich auf den europäischen Märkten zum Hit entwickelt.
Was muss ich mir unter internationaler Automatisierung genau vorstellen?
Globale Automatisierung bedeutet für uns, dass weltweit dieselben Standards eingesetzt werden. Diese Entwicklung hat vor allem damit zu tun, dass Hersteller die aus dem Produktionsprozess gewonnenen Daten immer konsequenter verwerten – und das weltweit, auch bei Standorten im Ausland.
Wie hat Ihrer Meinung nach Microsoft die Industrielandschaft verändert?
In den letzten 20 Jahren hat Microsoft die Industrie erobert, so dass heute ein Großteil der industriellen Softwaresysteme – von der Visualisierung bis zum MES-System – auf einem PC oder Server mit Windows-Betriebssystem laufen. Dies hat für uns als Software-Lieferanten zur Folge, dass wir uns auf nur eine Plattform konzentrieren müssen, und Ressourcen so für die eigentliche Produktentwicklung, also zur funktionellen Erweiterung, eingesetzt werden können. Auch die Java-Technologie oder die Definitionen der OPC-Foundation und die Normen der ISA sind gute Beispiele für eine weltweite Verbreitung einheitlicher Standards in unserem Umfeld.
Wie stehen Sie zu Open Source Ansätzen von Linux oder anderen Anbietern?
Generell können wir sagen, dass Open Source-Ansätze bisher keinen negativen Einfluss auf unser Software-Geschäft hatten. Wir gehen davon aus, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.
Welche Wertschöpfungsveränderungen bringt das Softwaregeschäft für Sie mit?
Kontinuierlich steigende Anforderungen im Produktionsumfeld bewirken ein Umdenken der Unternehmen in Bezug auf den Einsatz durchgängiger Software-Lösungen, die exakt zugeschnittene Informationen jederzeit und an jedem Ort verfügbar machen. Durch das Eliminieren bisheriger Insellösungen und das Verbinden der Systeme über alle Ebenen im Unternehmen wird eine ganzheitliche Betrachtung der Produktion möglich.
Was heißt das konkret?
Unser Unternehmen hat in den letzten Jahren enorm in den Software-Bereich investiert, und wird dies auch zukünftig tun. Die Entwicklung der Service-Plattform FactoryTalk sowie die Akquisitionen der Firmen Incuity Software und Pavilion Technologies sind hierfür gute Beispiele. Dies wird sich nicht nur im Software-Bereich positiv auf die Wertschöpfung unseres Unternehmens auswirken.
Welchen Bedarf sehen Sie bei der vertikalen Integration der Prozesse?
Den von Ihnen angesprochenen ERP-Systemen oder der Vielzahl an maßgeschneiderten Fertigungssystemen zur Planung, Produktionssteuerung oder Instandhaltung fehlt meistens die notwendige Flexibilität zur Integration in die anderen Bereiche oder Applikationen des Unternehmens. Auf Basis standardisierter Software-Komponenten der FactoryTalk Production & Performance Suite und einer unterlagerten FactoryTalk Service-Architektur, die den Applikationen die Möglichkeit gibt, sich gegenseitig zu erkennen, miteinander Verbindung aufzunehmen und Daten auf sichere und skalierbare Weise sowie in Echtzeit untereinander auszutauschen, können wir unternehmensweite Informationslösungen schaffen.
Wo liegt Ihr Focus?
Wir wollen bestehender Systeme integrieren, wie zum Beispiel ein ERP-System, aber auch um Funktionen wie Feinplanung, Betriebsdatenerfassung oder Tracking und Tracing aus dem MES-Umfeld erweitern. Mit unserer ‚Enterprise Manufacturing Intelligence’-Lösung können wir alle Datenquellen eines gesamten Produktionsunternehmens erfassen und Entscheidungsträger zeitgerecht mit zugeschnittenen Informationen versorgen. Wir sind Microsoft Gold Certified Partner und IBM Solutions Partner. Die neue Version von FactoryTalk ProductionCentre unterstützt die aktuelle J2EE-Infrastruktur von IBM.
Durch Simulationen schneller zum fertigen Produkt, wie beurteilen Sie die Entwicklungen?
Auch wir beschäftigen uns mit dieser Thematik. Simulationstools können eine solide Basis für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess von Fertigungsabläufen bieten. In diese Thematik passt auch die Übernahme von Pavilion Technologies. Die Software-Produkte werden in die integrierte Produktions- und Performance-Suite FactoryTalk sowie in die Logix-Steuerungsplattform von Rockwell Automation eingegliedert.
Was gibt es Neues auf der Nürnberger Messe?
Zum ersten Mal in der Halle 10, Stand 240 zeigen wir beispielsweise die gemeinsam mit Cisco Systems entwickelten industriellen Ethernet-Switches der Stratix-Reihe. aber auch unsere CompactLogix L23 wird ein Messe-Highlight sein. Für den Prozessbereich sind die Neuerungen in Version 17 unserer Programmier-Software RSLogix5000 besonders interessant. Und last but not least wird es Neuigkeiten aus dem Bereich Safety bei unseren GuardLogix PACs geben. Ein Messebesuch lohnt sich also.
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