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Mit einem Klick zum Biegeprogramm

Software vereinfacht Fertigung aufwändiger Biegeteile in kleinen Losen
Mit einem Klick zum Biegeprogramm

Biegetechnik | Selbst Nutzer ohne großes Fachwissen kommen mit der Programmier-Software Bendex 3D von RAS schnell zum Biegeprogramm. Damit lassen sich auch kleine Lose effizient fertigen. §

Autor: Haider Willrett

Mit nur einem Mausklick zum komplexen Biegeteil – das verspricht die RAS Reinhardt GmbH ihren Kunden. Die Software, die das ermöglicht, heißt Bendex 3D. Sie ist in unterschiedlichen Ausprägungen für die verschiedenen Maschinenmodelle des Sindelfinger Biegemaschinen-Herstellers erhältlich.

„Der Grundgedanke bei der Entwicklung des Systems war, dass unsere Kunden zunehmend mit schrumpfenden Losgrößen und schnellen Produktwechseln zu kämpfen haben“, berichtet Willy Stahl. Deshalb, so der Geschäftsführer des Familienunternehmens weiter, sei es deutlich zielführender, die Abläufe im Vorfeld der eigentlichen Fertigung effizienter zu gestalten, als einzelne Biegeoperationen an der Maschine um Sekundenbruchteile zu beschleunigen.
„Wir streben nach intelligenten Lösungen, die nicht nur Spezialisten beherrschen können“, sagt der Enkel des Firmengründers. „Auch im Zusammenhang mit dem künftig noch verstärkt zu erwartenden Facharbeitermangel machen wir uns schon länger intensiv Gedanken, wie unsere Kunden mit weniger Fachkräften schneller, effizienter und genauer produzieren können.“
Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, schnell, unkompliziert und sicher zum Biegeprogramm zu kommen. „Mit unserer Ein-Klick-Programmierung bieten wir eine Software, bei der es von der CAD-Bauteilzeichnung zum lauffähigen Biegeprogramm nur eines Mausklicks bedarf“, erzählt Stahl. Wo früher lange Programmierzeiten und Expertenwissen nötig waren, genüge heute ein Klick und man könne mit dem Biegen beginnen.
„Der Maschinenbediener zieht die aus dem CAD-System stammende Step-Datei per Drag-and-Drop in unsere Bendex-Software, die dann automatisch das Biegeprogramm erzeugt.“ Findet die Software mehrere Biegealternativen, bewertet sie die Varianten automatisch und schlägt anhand einer 5-Sterne-Rangfolge die günstigste Strategie vor. So wird beispielsweise ein Biegeablauf mit Standardwerkzeugen höher bewertet, als einer, der Sondertools erfordert. Möchte der Maschinenbediener die Arbeitsfolge vorab prüfen, kann er sich eine 3D-Simulation des Fertigungsablaufs anzeigen lassen.
Als einen wesentlichen Unterschied zwischen der RAS-Software und anderen Systemen hebt Willy Stahl hervor: „Fast alle anderen Systeme brechen die 3D-CAD-Daten wieder herunter und verwenden dann zweidimensionale DXF-Dateien als Basis fürs Biegeprogramm.“ Dieses Vorgehen sei aber nicht mehr zeitgemäß, weil dabei entscheidende Informationen verloren gehen. Die von RAS verwendeten Step-Dateien – ein 3D-Standard-Industrieformat zum Übertragen von Objektdaten – enthalten alle Informationen, die auch das CAD-Modell bietet, von der Materialdicke über die Biegerichtung bis hin zu Angaben über die spätere Sichtseite des Materials oder an welcher Stelle sich eine Schutzfolie befindet.
„Als Maschinenbauer müssen wir den Blick in die Zukunft richten“, sagt Willy Stahl, „und uns fragen, wie unsere Welt in fünf oder zehn Jahren aussieht.“ Bereits jetzt zeichne sich ein massiver Facharbeitermangel ab. Wissen, das den Betrieben heute noch zur Verfügung steht, werde nach und nach verloren gehen. „Deshalb müssen wir heute schon daran arbeiten, dieses Know-how in Software zu sichern und unseren Kunden die Chance zu geben, auch ohne großes Fachwissen schnell und effizient zu einem eleganten Biegeprogramm zu kommen, mit dem sie auch aufwändige Bauteile zuverlässig herstellen können.“
Um die Software zu entwickeln, benötigten die Spezialisten von RAS rund 3,5 Jahre. Allein der Import einer Step-Datei habe zwei Mannjahre verschlungen, berichtet Stahl. Den Step-Import grundsätzlich hinzubekommen sei dabei noch das kleinere Problem. Das Programm aber so zu gestalten, dass es auch Ungenauigkeiten in den Datensätzen verzeihe – etwa, wenn das 3D-Modell aus Marketinggründen mit Blick auf eine perfekte Optik manipuliert wurde –, das sei erheblich aufwändiger. „Mir ist kein anderes Unternehmen bekannt, das einen ähnlich guten Step-Import anbietet. Selbst im Vergleich zu manchen CAD-Systemen funktioniert unsere Lösung besser“, sagt Willy Stahl nicht ohne Stolz.
Der Unternehmer betont, dass die Software nicht nur für die Arbeitsvorbereitung interessant sei. „Sie wird auch von Entwicklern eingesetzt, die damit prüfen, ob ihre Konstruktion tatsächlich fertigungsgerecht ist, oder ob es beispielsweise an bestimmten Stellen mit den vorhandenen Werkzeugen zur Kollision kommt. Und wir haben Kunden, die das System ihren Verkäufern zur Verfügung stellen. Die können dann im Beratungsgespräch schnell und einfach feststellen, ob das gewünschte Bauteil herstellbar ist oder wie es geändert werden müsste, um den Fertigungsaufwand zu reduzieren.“
Bendex 3D arbeitet eigenständig und braucht kein CAD-System als Plattform. Die Software ist seit 2013 für Kunden verfügbar, und Willy Stahl schätzt, dass mittlerweile zwischen 70 und 80 Systeme im Feld arbeiten. Die Software gehört bei den neueren Maschinen von RAS zum Standard. Der Chef empfiehlt Interessenten, einen Up-Date-Vertrag abzuschließen. „Dann bekommen sie alle Neuerungen und Erweiterungen kostenlos. Andernfalls haben sie zwar ein lauffähiges Programm, profitieren aber nicht von unserer Weiterentwicklung.“ •

RAS nutzt in seiner Programmier-Software Bendex 3D Step-Dateien. Dieses Standard-Industrieformat zum Übertragen von Objektdaten enthält alle Informationen, die Teil der CAD-Konstruktion sind.
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