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Lasertechnik: Dr. Stephan Mayer von Trumpf über neue Entwicklungen

Blechbearbeitung
Trumpf-Werkzeugmaschinen-Chef Dr. Stephan Mayer über neue Maschinen und Strategien

„Mit unseren neuen Einstiegsmaschinen erweitern wir unser Portfolio. Wir sehen uns aber nach wie vor ganz klar als Technologieführer und investieren viel, um unsere Highend-Angebote weiterzuentwickeln“, sagt Dr. Stephan Mayer. Der promovierte Ingenieur leitet seit 1. Juli 2021 des Geschäftsbereich Werkzeugmaschinen und ist Mitglied der Gruppengeschäftsführung der Ditzinger Trumpf-Gruppe.

» Mona Willrett, Redakteurin Industrieanzeiger

Herr Dr. Mayer, Trumpf stellt neue Einsteigermaschinen vor. Um welche handelt es sich und was kommt noch?

Wir werden mittelfristig ein ganzes Portfolio an neuen Einsteigermaschinen in den Markt einführen. Auf der Blechexpo stellen wir die 2D-Laserschneidmaschine TruLaser 1000, eine automatisierte Laserschweißanlage und eine Schwenkbiegemaschine vor. Wir arbeiten aber auch an einer nochmals günstigeren Rohrschneide-Anlage. Darüber hinaus kommen noch Automatisierungslösungen für Einsteiger dazu. Unser Fokus lag hier bislang auf der komplett mannlosen Fertigung und der Smart Factory. Aber nicht immer ist eine Highend-Automatisierung erforderlich, um die Anforderungen des Kunden zu erfüllen. Oft reichen einfachere Lösungen, etwa eine Handhabungshilfe fürs halbautomatisierte Fertigen.

Wann sind diese Maschinen verfügbar?

Die TruLaser 1000 und die Laserschweißanlage führen wir zur Blechexpo ein, die anderen folgen sukzessive. Teilweise bieten wir diese Maschinen in Asien etwa ein halbes Jahr früher an, weil der dortige Markt in diesem Segment größer ist. Dort starten viele Fertigungsbetriebe mit sehr einfachen Anlagen. In Europa sind die meisten Blechfertiger schon weiter und deutlich mehr Betriebe arbeiten bereits automatisiert und im Mehrschichtbetrieb. Daraus resultiert ein anderer Bedarf.

Und wo werden sie gebaut?

Die neue TruLaser Serie 1000 wird wie bereits die Vorgängerserie an den Trumpf-Standorten in Grüsch in der Schweiz, in Farmington in den USA und in Taicang in China gefertigt. Damit sind wir gut aufgestellt, um die unterschiedlichen Märkte schnell zu bedienen.

Wie unterscheiden sich diese Maschinen von den bisherigen Produkten?

Die neue Generation der TruLaser-Serie 1000 wird deutlich günstiger sein als die Vorgängerserie. Trotzdem haben wir es geschafft, die Maschinen schneller und dynamischer zu machen. Den Anwendern stehen im Einstiegssegment jetzt auch Optionen zur Verfügung, die bislang den höherwertigen Serien vorbehalten waren. Um das zu erreichen, sind die Einsteigermaschinen in jenen Bereichen einfacher ausgestattet, die für eine hohe Automatisierung, Effizienz, Flexibilität und maximalen Durchsatz entscheidend sind. Keine Abstriche gibt es hingegen bei der Präzision, der Lebensdauer oder der Sicherheit.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit diesen Einsteigermaschinen an?

Die neue TruLaser-Serie 1000 ist die richtige Maschine für Kunden, die selten in großen Stückzahlen fertigen, deren Teile- und Materialspektrum weniger breit gefächert ist oder die weniger Automatisierung benötigen. Diese Kunden können jetzt zu günstigen Konditionen von den Vorteilen der Trumpf-Welt hinsichtlich Qualität, Lebensdauer oder Service profitieren. Wer voll ausgelastet ist, große Stückzahlen – auch bei sehr unterschiedlichen Teilen – produzieren will und einen hohen Automatisierungsgrad anstrebt, der kauft auch künftig eine Maschine der Serien 3000 oder 5000.

Zu den Optionen der TruLaser 1000 gehört ‚Smart Collision Prevention‘. Handelt es sich dabei um die von anderen Trumpf-Maschinen bekannte Funktion?

Ja. Wir bieten künftig viele Optionen – speziell Software-Funktionen – Modell-unabhängig an. ‚Smart Collision Prevention‘ ist ein Beispiel für eine Funktionalität, die auch dem Betreiber einer Einsteigermaschine einen großen Nutzen bieten kann. In diesem Fall prüft ein Algorithmus, ob es beim Schneiden zur Kollision mit kippenden Teilen kommen kann und optimiert gegebenenfalls die Prozessparameter so, dass diese Kollision vermieden wird. Ein Beispiel für eine Hardware-Lösung, die künftig auch für die 1000er-Serie verfügbar sein wird, ist HighSpeed Eco, eine spezielle Düse, die einen um 70 Prozent höheren Vorschub ermöglicht – und das bei einem 60 Prozent geringeren Gasverbrauch.

Werden diese Optionen bei allen Modellen den gleichen Stand haben?

Ja. Die Optionen, die wir anbieten, haben von der Einsteiger- bis zur Highend-Maschine die gleichen Funktionalitäten und auch den gleichen Preis.

Die TruLaser 1000 soll einfach und intuitiv zu bedienen sein. Bietet sie auch die Möglichkeit manueller Eingriffe?

Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Bedienoberfläche zu vereinfachen. Die Kunst dabei ist der Spagat zwischen ‚Möglichst einfacher Bedienung‘ und ‚dem ambitionierten Bediener die größtmögliche Flexibilität und Parametrisierbarkeit zu gewähren‘. Wir erweitern den Funktionsumfang unserer Programmiersoftware stetig. Sie wird immer intuitiver, übernimmt mehr und mehr Aufgaben direkt und vereinfacht damit das Leben des Nutzers. Welche Maschine einen Entwicklungsstand als erste erhält, hängt davon ab, welche als nächste in den Markt geht.

Welche Ziele haben Sie sich mit den Einsteigermaschinen gesetzt?

Wir müssen der Realität ins Auge sehen: Aus Asien kommen billige Maschinen, die manchem Anwender trotzdem gut genug erscheinen. Das können wir nicht ignorieren. Auch solchen Kunden – beispielsweise einer Schlosserei mit wenig Schneidvolumen – wollen wir interessante Maschinen anbieten, die im Vergleich zu chinesischen Modellen einfacher zu bedienen und zu pflegen sind, die eine höhere Präzision und Zuverlässigkeit bieten, für die ein besserer Service verfügbar ist und die letztlich einfach auch nachhaltiger sind. Mit der neuen TruLaser-Serie 1000 bieten wir unseren Kunden eine Maschine an, die für einfache Anwendungen optimiert ist.

Welche weiteren Highlights stellen Sie auf der Blechexpo vor?

Eine echte Revolution wird eine Lösung sein, die es künftig möglich macht, auf Standard-2D-Laserschneidmaschinen Fasen in verschiedenen Winkeln herzustellen. Das ist hochinteressant, um beispielsweise Schweißkanten zu erzeugen, oder Senkungen an Bohrungen. Die Technologie basiert überwiegend auf dem Zusammenspiel von selbst entwickelten, innovativen Schneidprozessen und speziellen Algorithmen in der Steuerung der Maschine. Somit lässt sich das Verfahren zukünftig sogar bei vielen Maschinen nachrüsten. Mehr dazu auf der Messe.

Was hat´s mit der gerade vorgestellten Laser-Blanking-Anlage auf sich?

Wir haben – zusammen mit Siemens und Arku – eine Anlage entwickelt, bei der das Blech direkt vom Coil über eine Richtanlage in die Laserschneidmaschine geführt wird. Am Ende steht ein Roboter, der die geschnittenen Teile abstapelt. Der Vorteil dieses Konzepts: Weil der Prozess kontinuierlich läuft, erreichen wir im Vergleich zu einer Tafelanlage einen viel höheren Durchsatz. Stillstandzeiten beim Wechsel der Blechtafeln entfallen. Außerdem kann man aus dem endlosen Blech größere Teile schneiden. Dieses Konzept ist unter anderem im Automobilbereich hochinteressant. Gegenüber den bisher dort üblichen Press- und Stanzanlagen haben wir einen riesigen Vorteil: Unsere Anlage ist konturflexibel. Wo andere neue Werkzeuge herstellen müssen, können wir innerhalb von Minuten umprogrammieren. Zudem sind die Anschaffungskosten geringer.

Geht´s da nur ums Schneiden oder auch ums Umformen?

Im ersten Schritt bieten wir diese Anlage nur fürs Schneiden an. Aber der Roboter, der die Teile abstapelt, könnte sich auch umdrehen und sie beispielsweise in eine Abkantanlage einbringen. Gerade im Automobilbereich ist die Herausforderung, dass der Prozess kontinuierlich laufen muss und nicht stoppen darf. Hier zeigt sich die Stärke von Trumpf bei absoluter Prozesssicherheit. Den nächsten Schritt wollen wir erst dann einführen, wenn wir auch damit genügend Erfahrung haben, um die sichere Funktion gewährleisten zu können.

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der Blechexpo?

Wir haben viel über Einstiegsmaschinen geredet. Ich möchte schon betonen, dass wir uns nach wie vor ganz klar als Technologieführer sehen und wir viel investieren, um unsere Highend-Produkte weiterzuentwickeln. Beispiele dafür sind höhere Laserleistungen, das vorher angesprochene Erzeugen von Fasen auf Standardmaschinen, das Entwickeln von Gesamtlösungen für Fertigungsprozesse oder auch unsere Smart-Factory-Konzepte. Mit dem Entry Level erweitern wir unser Portfolio. Mein Wunsch für die Blechexpo ist, dass wir auch Kunden erreichen, die uns bisher noch nicht auf dem Schirm hatten. Ihnen wollen wir zeigen, dass wir auch für sie die richtigen Angebote haben. Ich freue mich auf die persönlichen Gespräche und darauf, endlich wieder ein Stück Normalität zurückzugewinnen.

Sie haben vor Kurzem die Leitung des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen übernommen. Welche Ziele haben Sie?

Ich war ja schon vorher in der Geschäftsleitung aktiv, insofern wird es sicher keine dramatischen Veränderungen geben. Wir entwickeln uns zunehmend zum Lösungsanbieter. Es geht immer seltener um einzelne Maschinen, sondern darum, gemeinsam mit dem Kunden dessen Fertigungs- und Prozessprobleme zu lösen. Mir ist wichtig, dass wir Lösungen bringen, die dem Kunden einen echten Mehrwert bieten. Außerdem will ich den Service an den Bedarf der Anwender anpassen und das Trumpf-Portfolio im Einstiegssegment weiter ausbauen.

Kontakt:
Trumpf GmbH + Co. KG
Johann-Maus-Straße 2
71254 Ditzingen
Tel.: +49 7156 303–0
info@trumpf.com
www.trumpf.com

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