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„Unsere Strategie zielt auf langfristiges Wachstum“

Martin Winterstein, Vice President bei FFG Europe, über die Ziele des Maschinenbaukonzerns
„Unsere Strategie zielt auf langfristiges Wachstum“

Die deutschen Traditionsmarken des ehemaligen Industriebereichs von MAG seien ein wichtiger Baustein in der weiteren Wachstumsstrategie des neuen Eigners FFG, sagt Martin Winterstein. Er ist Vice President Sales & Marketing bei der FFG Werke GmbH in Göppingen. §

Autor: Das Interview führte Haider Willrett

Herr Winterstein, vor einem guten halben Jahr wurde der Industriebereich von MAG an die taiwanesische Fair Friend Group verkauft. Was hat sich seither verändert?

Wir besinnen uns wieder verstärkt auf die Werte und Qualitäten, die unsere Traditionsmarken schon immer auszeichneten. Unsere deutschen Marken können sich nun, genau wie die italienischen Schwestermarken, wieder uneingeschränkt am Markt um Aufträge bewerben. Für den einen oder anderen Standort des ehemaligen Industriebereichs von MAG war es nicht unbedingt hilfreich, dass angestammte Kunden und Branchen aus strategischen Gründen von einer Schwester bedient wurden.
Welche Ziele hat FFG mit der Akquisition?
Unser neuer Eigner verfolgt eine langfristige Wachstumsstrategie, die sowohl organisch als auch anorganisch angelegt ist. Die deutschen Marken – VDF Boehringer, Hüller Hille, Hessapp, Honsberg, Modul und Witzig & Frank – sind wichtige Bausteine für dieses Wachstum. Diese Marken runden das bisherige Portfolio nach oben ab.
Wie reagierten die Kunden auf den Verkauf?
Für uns war es hilfreich, dass wir diese Veränderung auf der EMO in Hannover kommunizieren konnten. Kunden, die zu uns auf den MAG-Stand kamen und verunsichert waren, konnten wir zum FFG-Stand begleiten. Allein dessen Größe zeigte, was hinter dem Unternehmen steckt. Außerdem informierten die neuen Gesellschafter über die Zukunftspläne. Für viele Kunden war es auch wichtig und interessant, dass die Hauptanteile aller Konzernbereiche im Besitz einer Familie sind, deren Mitglieder im operativen Geschäft aktiv sind.
Welches Portfolio hatte der Konzern vor den Zukäufen in Deutschland?
FFG ist ein klassischer Mischkonzern mit vier Geschäftsbereichen und 62 Firmen, die zusammen einen Jahresumsatz von rund 2,6 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Der Werkzeugmaschinen-Sektor ist mit 23 Marken, 32 Fertigungswerken und einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Dollar der größte Bereich. Die Ursprungsmarke, auf die Konzern-Chef Jimmy Chu sein Imperium aufbaute, ist Feeler. 2001 kam mit Leadwell der bis dahin größte Werkzeugmaschinen-Hersteller Taiwans hinzu, später noch weitere asiatische Marken. Diese Unternehmen bauen in Asien mit hoher Fertigungstiefe mehr als 10 000 Werkzeugmaschinen im Jahr.
Inwieweit nimmt die Konzernzentrale Einfluss auf die deutsche Tochter?
Unser Eigner gibt einen klaren Wachstumskurs vor sowie Ziele, an denen wir uns orientieren müssen. Dazu haben wir die Möglichkeit, Synergien zu nutzen, etwa wenn es darum geht, Vertriebsmitarbeiter in Asien zu schulen. Wir werden aber nur Maßnahmen ergreifen, die für uns und unsere Kunden sinnvoll sind. Unsere Geschäftsführer David Chu, er ist der Sohn von Jimmy Chu und bisheriger Leiter des Taiwan-Geschäfts, sowie Luigi Maniglio, der ebenfalls Anteile am Unternehmen hält, sitzen beide in der Zentrale der FFG Werke GmbH. Sie führen das Unternehmen gemeinsam mit der Geschäftsleitung, die aus langjährigen Mitarbeitern besteht.
Ist geplant, dass die deutschen Töchter auch in Asien produzieren?
Wir sind erst seit Januar in der Gruppe aktiv. Dass wir globalisieren, ist klar. Für konkrete Aussagen, wie das genau aussehen wird, ist es aber im Moment noch zu früh.
In welche Richtung wollen Sie Ihr Portfolio weiterentwickeln?
Wir haben bereits ein sehr gutes Spektrum an Werkzeugmaschinen für die unterschiedlichsten Anwendungen. Zunächst werden wir unsere Baureihen weiter vertiefen und unsere Optionsbaukästen ausbauen. Außerdem investieren wir, um das Programm von Witzig & Frank zu modernisieren und wieder breiter in den Markt zu bringen.
Anfang des Jahres nannten Sie auch die Komplettbearbeitung und die Technologieintegration als wichtige Entwicklungsschwerpunkte. Was passiert hier?
Wir bieten beispielsweise für den Automobilbereich eine Zelle aus zwei Maschinen von Hessapp und Modul an, auf der Getriebewellen und Zahnräder in einem Arbeitsgang komplett weichbearbeitet werden können – vom Drehen und Fräsen über das Wälzfräsen bis hin zum Ölloch-Bohren.
Welche Veränderungen gibt´s im Service?
Nach der Trennung von MAG mussten wir uns in Amerika und einigen anderen Ländern im Service neu aufstellen. In Nord- und Südamerika haben wir mit Star SU einen sehr guten Partner gefunden, der durch seinen eigenen Maschinenbau beispielsweise komplette Getriebelinien anbieten und bei Bedarf auch Fremdmaschinen – etwa fürs Räumen – integrieren kann. Die Niederlassungen in Russland und Korea haben wir übernommen, und in anderen asiatischen Regionen können wir auf unsere Mutter zurückgreifen. Auch wenn wir in einzelnen Ländern noch Partner suchen, sehe ich uns beim Service gut aufgestellt.
Luigi Maniglio, Gesellschafter und Geschäftsführer von FFG Europe, kommt vom italienischen Gruppenmitglied Jobs. Was bedeutet das für die Stellung der deutschen und der italienischen Marken?
Ich sehe es durchaus positiv, dass beide Gesellschafter bei uns vor Ort sitzen. Für mich ist das ein Zeichen der Wertschätzung. Unsere italienischen Schwestern Jobs, Sachman, Rambaudi und Sigma ergänzen mit ihrem Portfolio unser Angebot. Die Italiener sind unter anderem im Bereich größerer Maschinen sehr stark und haben technologisch führende Lösungen bei den Bearbeitungsköpfen. Wir können damit nicht nur unsere Palette ausbauen, sondern auch Synergien im Service oder bei Messen nutzen – etwa bei der EMO 2015 in Mailand.
Hat FFG nur die Markenrechte oder auch die Fabriken von MAG übernommen?
Die FFG Werke GmbH besitzt die Fabriken, die Grundstücke, die Patente und die Markenrechte von Hüller Hille, Hessapp, Honsberg, Modul und Witzig & Frank. Bei VDF Boehringer haben wir lediglich die Bereiche Universal- und Horizontaldrehmaschinen sowie Dreh-Fräs-Zentren ohne Immobilien übernommen. Im Moment sitzt die Geschäftsleitung noch in gemieteten Räumen in Göppingen. Wir haben aber ein großes Grundstück mit einer 4000 Quadratmeter großen Halle gekauft, die wir gerade renovieren und in die im Lauf des Jahres die Geschäftsleitung, das Lager und ein Showroom einziehen werden. Das Gelände liegt in Uhingen, in der Nähe von Göppingen, so dass keiner der Mitarbeiter umziehen muss.
Können Sie uns schon etwas über Ihre AMB-Exponate verraten?
Wir werden unter anderem eine Ausbaustufe der Pick-up-Vertikal-Drehmaschine DVT 200 zeigen, mit einem Puffer für Roh- und Fertigteile. Im 5-Achsen-Bereich werden wir den Optionsbaukasten der NBH-Baureihe erweitern. Weitere Neuheiten planen wir bei den horizontalen Drehmaschinen und in der Verzahnungstechnik. •
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