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Breite Nutzungsmöglichkeiten für Photovoltaik

Die Architektur von Büro- und Produktionsgebäuden bietet nach Dr. Shawn Qu ideale Voraussetzungen, um Sonnenkraftwerke mit hoher Renditeerwartung umzusetzen
Breite Nutzungsmöglichkeiten für Photovoltaik

Breite Nutzungsmöglichkeiten für Photovoltaik
Dr. Shawn Qu, Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzender der Canadian Solar Inc setzt auf die Kraft der Sonne Bild: Canadian Solar
Der Photovoltaik-Branche biete sich international noch großes Potenzial. Dr. Shawn Qu, Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzender der Canadian Solar Inc., erwartet starke Wachstumsimpulse aus Süd- und Osteuropa, Kanada, den USA und China. Gerade auch im industriellen Umfeld böten sich breite Nutzungsmöglichkeiten. „Der Bereich Industrie und Gewerbe hat einen hohen Energiebedarf und die moderne Architektur von Büro- und Produktionsgebäuden bietet ideale Voraussetzungen, um Sonnenkraftwerke mit großen Flächen und entsprechend hoher Renditeerwartung umzusetzen.“

Herr Dr. Qu, für die Photovoltaik-Branche war 2010 ein neues Rekordjahr. Allein in Deutschland wurden mit über 7 GW Leistung mehr als doppelt soviel Photovoltaik neu installiert als im Vorjahr. Welche Erwartungen haben Sie für den Photovoltaik-Markt in diesem und den kommenden Jahren?

Eine genaue Prognose zur Entwicklung der weltweiten Photovoltaik-Märkte ist bisher nur bedingt möglich. Ich gehe davon aus, dass der Solar-Weltmarkt 2011 bei 20 GW bis 25 GW liegen wird. Die Gesamtproduktionskapazität liegt allerdings deutlich darüber. Wir waren in der ersten Jahreshälfte 2011 ausgelastet, allerdings glaube ich, dass es teilweise Lagerbestände bei den Modulherstellern gibt. Generell sind sinkende Einspeisevergütungen ein europaweiter Trend und vieles hängt von politischen Entscheidungen ab. Starke Impulse werden in Zukunft vor allem von den Ländern Süd- und Osteuropas ausgehen. Weltweit erwarten wir zudem stärkere Zuwächse in Kanada und den USA. Diese Länder werden zusammen mit China künftig die Spitze des Photovoltaik-Markts übernehmen. Auch Indien entwickelt sich zu einem interessanten Markt. Generell sollte eine Überregulierung der Märkte vermieden werden. Dann finden Angebot und Nachfrage einen Weg zu weiterem gesunden Wachstum der Branche als Ganzes, insbesondere sobald die Netzparität in den einzelnen Photovoltaik-Märkten erreicht ist.
Sie sind in Deutschland mit der Canadian Solar EMEA GmbH in München tätig. Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für Ihr Unternehmen?
Der deutsche Markt bietet ideale Voraussetzungen und ist nach wie vor einer unserer wichtigsten Märkte: hohe Investitionsbereitschaft, hervorragendes Know-how bei Forschern, Fachkräften, Zulieferern und Maschinenbauern und vor allem ein enormes Kundenpotenzial. Mittlerweile investieren Länder überall auf der Welt in die Solartechnologie. Aber es gibt natürlich signifikante Unterschiede was den Implementierungsgrad und die Investitionsbereitschaft betrifft. Die deutschen Unternehmen der Photovoltaik-Branche haben dabei bedeutende Aufbauarbeit geleistet. Deutschland ist nicht nur einer der weltweit bedeutendsten Absatzmärkte für unsere Produkte, sondern brachte innerhalb weniger Jahre auch eine Industrie hervor, die Entwicklungen weiter vorantreibt. Exemplarisch hierfür steht beispielsweise Deutschland größter Solarpark im brandenburgischen Meuro, den unser Partner GP Joule gerade fertig gestellt hat. Über 300 000 Solarmodule von Canadian Solar mit einer Gesamtkapazität von rund 70 MW kamen hierbei zum Einsatz.
Wo sehen Sie künftig die Hauptanwendungsgebiete für Photovoltaik?
Kurzfristig sind sicher die Großanlagen auf dem Feld im Vorteil. Auf lange Sicht und verbunden mit steigenden Wirkungsgraden der Photovoltaik-Module werden Dachanlagen die größere Rolle spielen.
Welche Rolle könnten Industriebetriebe hier einnehmen?
Die Nutzungsmöglichkeiten von Photovoltaik-Anlagen im industriellen Umfeld sind sehr breit. Optimale Standorte für diese Anlagen sind beispielsweise Flachdächer und auch Freiflächen auf dem Gelände von Unternehmen können so sinnvoll genutzt werden. Des Weiteren bieten auch große Fassadenflächen ein Potenzial zur Gewinnung von Energie. Insbesondere durch BIPV-Lösungen (Building Integrated Photovoltaic oder gebäudeintegrierte Photovoltaik) können Gebäude architektonisch aufgewertet werden und zugleich Strom produzieren. Architekten setzten sich daher zunehmend mit dem Designaspekt von Photovoltaik-Modulen auseinander. Nicht zuletzt hinterlässt eine Solaranlage in der Öffentlichkeitsarbeit, gegenüber Kunden, Lieferanten, Banken und Partnern einen positiven Eindruck und prägt nachhaltig das öffentliche Bild des Unternehmens.
Falls sich die Finanzierung als Stolperstein erweist, was raten Sie?
Grundsätzlich ist es sinnvoll eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchzuführen. Ergebnis ist dann die Bankability – sie entscheidet über die Kreditvergabe und die Konditionen. Daher lassen wir unsere Produkte bei vielen großen Banken, Versicherern und Rückversicherern für deren Finanzierungslisten akkreditieren. Damit helfen wir unseren Partnern bei der Finanzierung und können von Fall zu Fall auch beratend tätig werden.
Die Einspeisevergütungen werden sinken. Werden die Preise für Photovoltaik-Module mithalten?
Die Produktionskosten reduzierten sich ja schon in den vergangenen Jahren deutlich und werden weiter sinken. Um die zukünftige Rolle der Solarenergie als stabilen und verlässlichen Faktor im Energie-Mix zu gewährleisten, sollte aber auch von der Politik eine Umstellung der derzeitigen Regelung zur Reduktion der Fördersätze angedacht werden. Eine quartalsgebundene Absenkung um einen gleichbleibenden Prozentsatz ist hier zielführender. So bleibt zum einen die Nachfrage auf einem einheitlichen Niveau, zum anderen erhöht ein solches Vorgehen die Planungssicherheit der Projektierer.
Welche Fortschritte wurden bei den Wirkungsgraden erreicht?
Die Wirkungsgrade bleiben ein wesentlicher Aspekt unserer Anstrengungen bei der Produktentwicklung und wir rechnen hier mit weiteren Steigerungen. Auf der diesjährigen Intersolar haben wir eine neue Solarzellentechnologie präsentiert. Diese ELPS-Technologie steigert die Effizienz monokristalliner Zellen auf bis zu 19,5 Prozent, die polykristalliner Zellen auf bis zu 18 Prozent.
Wird dem Thema Wirkungsgrad gegenüber den Aspekten Preis und Qualität zu viel Bedeutung beigemessen?
Nein, denn je stärker sich der Wirkungsgrad eines Solarmoduls erhöht, desto mehr Energie kann es produzieren. Das drückt sich schließlich in einer noch profitableren Photovoltaik-Anlage aus. Falsch wäre es jedoch, sich nur auf den Wirkungsgrad zu konzentrieren und die Qualität der Produkte außer Acht zu lassen. Denn profitabel sind Solaranlagen nur dann, wenn sie über lange Zeit hinweg reibungslos arbeiten.
Robert Donnerbauer Fachjournalist in Frankenberg
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
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