Die nette Kollegin fehlte mir am Montag morgen. Komisch nur, dass mir keiner Bescheid sagte, weder per Telefon noch E-Mail. Ich rufe den Chef an. Wo ist die Kollegin?? Betretenes Schweigen. „Äh“, meint er. „Sie kommt nicht.“ Ja, und warum nicht? Wieder quälendes Schweigen. „Äääh … darf ich nicht sagen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen. DSGVO, Sie wissen doch.“ Oje, sollte sie gar …? In Ischgl war sie im Skiurlaub. Und die letzte Woche saß sie neben mir und wir quasselten mit Galgenhumor. Von Vorahnungen geplagt, rufe ich wieder an. „Nein, Sie wissen doch, DSGVO … hab jetzt wirklich keine Zeit.“ Er ist im Home Office, während ich hier in der Leitwarte in der Produktion sitze. Die Sorgen nehmen zu. Mein Gott: Zweimal haben wir uns umarmt, weil wir das Band ohne Chef wieder in Schwung gebracht hatten. Und sie meldet sich nicht.
Am nächsten Tag zwinge ich mich leichenblass zur Arbeit. Am Mittwoch kratzt es am Hals, am Donnerstag weist der Chef wieder auf die DSGVO hin, abends nähe ich die Schutzmaske, zu spät. Am Freitag klingelt um elf das Telefon. „Hi, wie geht’s?“, lacht Doris in die Leitung. „Hab mich im Wochenendhaus eingeigelt, um Corona zu entgehen. Clever, was?“ Mir verschlägts die Sprache. „Das muss aber unter uns bleiben, wegen DSGVO und so. Du kennst doch den Neid der Kollegen.“ Mir wird schwarz vor Augen. Aus der Ohnmacht erwache ich erst wieder im Hospital, direkt neben der Corona-Station. Mein Chef hat angerufen und alles Gute gewünscht. Und er sagt’s auch niemand weiter, aus datenschutzrech… ohhh os