Obwohl die Zulieferer der Autoindustrie zu rund 75 % der Wertschöpfung und Innovation beim Automobil beitragen, gehen die Hersteller auf Konfrontation mit ihren Lieferanten. Branchenverbänden kritisieren, dass die OEMs ohne Rücksicht die Preise drücken.
„Ohne deutliche Preisnachlässe kein Auftrag“, heißt es von Verbandsseite. Für Bernhard Jacobs, Geschäftsführer des Industrieverbands Blechumformung, ist es „nicht nachvollziehbar, dass insbesondere die OEMs jetzt schon wieder an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen“. Ziel sei, das Zulieferunternehmen maximal im Preis zu drücken – ohne Rücksicht auf die real steigenden Kosten bei Vormaterial, Personal und Energie. Die Zulieferer müssten sich neue Aufträge also durch Nachlässe erkaufen – zum Teil müssten sie selbst vor Auftragserteilung Zahlungen an die Hersteller leisten. „Vertragskultur war gestern“, sagte dazu Werner Liebmann, Geschäftsführer des Fachverbands Metallwaren- und verwandte Industrien (FMI). Für die Verbände und die betroffenen Unternehmen appellierte Wolfgang Hermann, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Federn-Industrie, an die OEMs und die Systemlieferanten, die Stabilität der Zulieferkette dauerhaft zu erhalten. Kurzfristige Preisdrückerei gefährde, was über Jahrzehnte aufgebaut worden sei.
In Zeiten steigender Rohstoffpreise würden wirtschaftliche Risiken auf die Lieferanten verlagert, kritisierte Ulrich Grillo, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Metalle. Zwar hätte der Umsatz der deutschen Zulieferer laut einer IKB-Auswertung im ersten Halbjahr 2010 das rezessionsbedingte niedrige Vorjahresniveau um über 40 % übertroffen. Doch aufgrund der anziehenden Preise bei vielen Rohstoffen würden die Rohertragsquellen bereits wieder eine rückläufige Entwicklung zeigen.
Für den hohen Wertschöpfungs- und Innovationsanteil beim Automobil benötige die deutsche Industrie Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen. Die sichere Versorgung mit Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen sei „nicht nur eine Frage unserer Wettbewerbs-, sondern vielmehr unserer Zukunftsfähigkeit“, sagte Grillo. Gerade für mittelständische Zulieferer sei die Frage der Versorgung mit Rohstoffen ein erhebliches Preis- und Finanzierungsproblem.
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