Zum ersten Mal seit gut einem halben Jahr sind im Oktober die Bestellrückgänge im Maschinen- und Anlagenbau nur einstellig im Vergleich zum Vorjahr ausgefallen. Das meldet der VDMA. Der nur einstellige Rückgang der Bestellungen im Oktober sei allerdings kein Beleg für eine Trendwende im Maschinenbau, so der Verband. Ursache für das geringe Minus waren Großaufträge im Auslandsgeschäft. Die Unsicherheiten im Markt bleiben groß – wie die Zahlen der Landesverbände beweisen.
aktualisiert und um die Zahlen aus Rheinland-Pfalz ergänzt am 10.01.2024 um 8:01 Uhr (eve)
Inhaltsverzeichnis
1. Baden-Württemberg
2. Bayern
3. Nordrhein-Westfalen
4. Ostdeutschland
5. Rheinland-Pfalz
Das Auftragsminus von real 5 % basierte vor allem auf Großaufträgen im Auslandsgeschäft. Diese sorgten dafür, dass die Bestellungen aus dem Ausland insgesamt lediglich um 1 % zurückgingen. Aus den Euro-Ländern wurde sogar ein Orderzuwachs von 17 % verbucht, während aus den Nicht-Euro-Ländern 8 % weniger Aufträge in die Bücher kamen. Auch das Inlandsgeschäft blieb mit einem weiteren Rückgang von 15 % zum Vorjahr unverändert schwach.
„Das einstellige Minus ist erfreulich, aber noch lange keine Trendwende“, sagt VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. „Es gibt noch viel zu viele Unsicherheiten im Markt und bei den Investitionsentscheidern, als dass jetzt schon das Ende der Bestellrückgänge ausgerufen werden könnte. Zudem schmelzen in Anbetracht sich entspannender Engpässe in den Lieferketten die noch vorhandenen Auftragsbestände. Das geht zu Lasten von Produktion und Umsatz“, ergänzt Wortmann.
Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum August bis Oktober 2023 sanken die Bestellungen um real 13 % zum Vorjahr. Aus dem Inland kamen 15 % weniger Orders, aus dem Ausland wurden 12 % weniger Aufträge verbucht. Die Euro-Länder blieben um 16 % unter Vorjahresniveau, das Minus aus den Nicht-Euro-Ländern betrug 11 %.
Baden-Württemberg
Im Oktober 2023 zeigte sich der Auftragseingang im baden-württembergischen Maschinen- und Anlagenbau erneut von seiner schwachen Seite. Die Bestellungen lagen insgesamt um real 12 % unter dem Wert des Vorjahresmonats. Dabei trugen das Ausland mit einem Minus von 12 % und das Inland mit einem Minus von 10 % fast gleichermaßen zum Rückgang bei.
Von Januar bis Oktober 2023 lagen die Bestellungen damit nun insgesamt 14 % unter Vorjahreszeitraum. Im Drei-Monats-Zeitraum Augst bis Oktober sanken die Aufträge um real 8 % zum Vorjahr.
„Bis auf den September 2023, in dem es ein kleines Plus gab, waren bisher alle Kalendermonate des laufenden Jahres von zweistelligen Rückgängen im Auftragseingang gekennzeichnet. Der Auftakt zum vierten Quartal 2023 bildet hier leider keine Ausnahme. Die Auftragsbestände schmelzen zunehmend ab, was Auswirkungen auf die Umsätze der Unternehmen haben wird“, kommentiert Dr. Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA Baden-Württemberg.
Bayern
Das Inlandsgeschäft verzeichnete ein Minus von 38 %, das Auslandsgeschäft sank um 3 %.
Im von kurzfristigen Schwankungen weniger beeinflussten Dreimonatsvergleich von August bis Oktober 2023 lagen die Bestellungen um insgesamt 18 % unter dem Wert des Vorjahres. Die Inlandsaufträge verzeichneten ein Minus von 26 Prozent, während die Auslandsaufträge um 15 % sanken.
„Das Auslandsgeschäft des bayerischen Maschinen- und Anlagenbaus konnte im Oktober 2023 ein verschmerzbares Minus im niedrigen einstelligen Bereich verzeichnen. Insgesamt zeigte sich dennoch ein deutlicher Rückgang der Bestellungen gegenüber dem Vorjahresmonat. Das Polster aus Auftragsbeständen schmilzt somit weiter, solange es kein Plus bei neuen Orders gibt. Damit ist angesichts des gedämpften Investitionsklimas aktuell aber nicht zu rechnen“, sagt Elgar Straub, Geschäftsführer des VDMA Bayern.
Nordrhein-Westfalen
Die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen aus Nordrhein-Westfalen lag im Oktober 2023 real 21 % unter dem Vorjahreswert. Aus dem Inland kamen 7 % und aus dem Ausland 27 % weniger Aufträge. Zu diesem Auslandsergebnis trugen der Nicht-Euroraum mit einem Minus von 42 % und der Euroraum hingegen mit einem Plus von 20 % bei.
Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatszeitraum August bis Oktober 2023 nahm der Bestelleingang im Vorjahresvergleich um 31 % ab. Die Nachfrage aus dem Inland sank um 15 % und die Orders aus dem Ausland sanken um 37 %. Die Aufträge aus der Eurozone blieben um 9 % und aus der Nicht-Eurozone um 45 % hinter den Vorjahreswerten zurück.
Das Neugeschäft aus dem Nicht-Euroraum ist weiterhin durch die globalen Unsicherheiten geprägt, wohingegen das Großanlagengeschäft aus dem Euroraum das Bestellgeschehen im Oktober beflügelt hat. Die vielen Unsicherheiten im Markt wirken sich nach wie vor negativ auf das Investitionsgeschehen aus. Grundsätzlich profitieren die Unternehmen von ihren Auftragsbeständen.
Ostdeutschland
Die monatlichen Zahlen zum Auftragseingang im ostdeutschen und gesamtdeutschen Maschinenbau ergänzen die vierteljährliche Trendumfrage unter den Mitgliedern des VDMA Ost in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Demnach hält die Flaute im ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau an. Im Oktober 2023 verzeichnete die Branche zum dritten Mal in Folge einen Auftragsrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die Kunden bestellten zu Beginn des vierten Quartals insgesamt preisbereinigt 21 % weniger Maschinen, Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen als im Vorjahresmonat. Dabei gaben sowohl die Binnennachfrage (minus 29 %) als auch die Auslandsnachfrage spürbar (minus 17 %) nach. Auffällig: Die Bestellungen aus dem EURO-Raum legten stark zu (plus 53 %) – aufgrund der wenigen Auftragseingänge aus dem übrigen Ausland (minus 36 %) verharrten die Auslandsorders dennoch im Minus.
Im bisherigen Jahresverlauf hatte sich bis Juni 2023 zunächst ein Auftragsplus von 12 % aufgebaut. Seit Juli schmilzt dieses zusehends: Nach zehn Monaten 2023 steht gerade noch ein Plus von 1 % in den Büchern.
„Die Unsicherheit in den Märkten schlägt sich deutlich im Auftragseingang nieder. Die Kunden investieren derzeit nur vorsichtig, stornieren Aufträge oder verschieben fest eingeplante Projekte. Jetzt wird auch sichtbar, wie stark einige wenige Großaufträge in den Monaten Mai und Juni die tatsächliche Auftragssituation verzerrt haben“, erklärt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.
Rheinland-Pfalz
Die Auftragseingänge für den Maschinenbau in Rheinland-Pfalz haben im Oktober wieder um 6,3 % abgenommen. Sie waren im Vormonat überraschend um 4,4 % gestiegen. Das war mit der Ausnahme Juni 2023 erst das zweite Mal seit Juni 2022.
Die Inlandsaufträge sind im Oktober nach Rückgängen von 2,3 % bzw. 0,7 % in den Vormonaten weiter um diesmal 8,4 % gesunken. Für die ersten zehn Monate 2023 ergibt das einen Rückgang der Inlandsaufträge um 3,2 %, weil die Aufträge in den sechs Monaten mit Rückgängen stärker gesunken sind, als sie in den vier Monaten mit Zuwächsen gestiegen sind.
Auf der anderen Seite hat der Auslandsmarkt in Rheinland-Pfalz mit starken Auftragsrückgängen seit Juni 2022 zu kämpfen. Im Oktober ist der Auslandsauftragseingang wieder um 5,4 % gesunken, nachdem er im Vormonat überraschend um 6,6 % gestiegen war. Kumuliert ergibt sich für die ersten zehn Monate 2023 ein zweistelliger Rückgang um 12,2 %, d.h. die Exporteure haben nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen.
Den zweiten Monat in Folge sinkt der Umsatz der Eurozone der Maschinenbauer in Rheinland-Pfalz. Im Vormonat waren es 9,1 %, im Oktober sind es 2,1 % Rückgang.
Der Auslandsumsatz mit dem sonstigen Ausland war erstmals seit Dezember 2020 im August um 1,7 % gesunken. Im September stieg er wieder um 1,5 %, im Oktober sogar zweistellig um 22,1 %.
Der Inlandsumsatz stieg nach zwei Negativmonaten ebenfalls wieder um 2,7 % im September und nun im Oktober um 5,8 %.
Insgesamt verzeichnet der Maschinenbau in Rheinland-Pfalz im Oktober einen deutlichen Umsatzzuwachs von 11,2 % im Vergleich zum Vorjahresmonat.
In den ersten zehn Monaten ist der Umsatz damit um 9,1 % auf nominal 10,5 Milliarden Euro gestiegen. Daran haben vor allem die Umsätze aus dem sonstigen Ausland mit einem Zuwachs von 15,8 % einen gewichtigen Anteil. Dies deutet auf eine starke Nachfrage nach deutschen Maschinenbau-Produkten außerhalb der EU hin, was für die Exporteure in Rheinland-Pfalz von Vorteil ist. Denn noch dazu hat diese Region mit dem Umsatzanteil von 48,8 % die größte Bedeutung für die Maschinenbauer in Rheinland-Pfalz.
Die Umsätze in der Eurozone stiegen um 4,1 Prozent, die im Inland um 2,8 %.
Auch die geleisteten Arbeitsstunden sind um 2,6 % gestiegen, was eine leicht erhöhte Produktivität und Aktivität zeigen.
Ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen ist der Pro-Kopf-Umsatz, der um 5,6 % auf 281.000 Euro gestiegen ist. (eve)